Yaron Herman solo im Sudhaus Tübingen 2022

Yaron Herman, piano

Tübingen, 3.6.2022

There is not much to say – I’m only improvising

sagte Yaron Herman in seiner kurzen Ansage bei seinem Solokonzert im Sudhaus. Ja, und genau das hat er gemacht. Wunderschöne Melodien sind einfach so aus ihm rausgeperlt.
            Geboren 1981 in Tel Aviv, begann Yaron erst mit 16 das Klavierspiel zu erlernen. Sein  Musiklehrer, der französische Jazzmusiker Opher Brayer, ermunterte ihn kreativ zu sein und weihte ihn auch in die Geheimnisse der Improvisation ein. Herman hat seinen Stil zu einer Theorie der musikalischen Improvisation weiterentwickelt („Real Time Composition“), die er unterrichtet und von der er in Konzerten regen Gebrauch macht..
Yaron Hermans musikalische Einflüsse reichen von traditionellen Folksongs, über Rocksongs bis zur Pianolegende Keith Jarrett. Diesmal improvisierte er über das Volkslied „Auld lang syne“ des schottischen Nationaldichters Robert Burns, im Deutschen bekannt als „Nehmt Abschied Brüder„, auch „No Surprises“ von Radiohead klang später an. Kaum ein anderer Jazzpianist vermag diese Bandbreite an Impulsen in sein Spiel einzubauen und daraus etwas ganz Eigenes zu machen. Am Ende kommt durchaus eingängiger Jazz heraus, guter Jazz kann manchmal so einfach sein. Allerdings bleibt er manchmal etwas zu gefällig, fast oberflächlich, seine Musik berührt nicht.

Ein Erlebnis

Yaron Herman ist als Performer ein Erlebnis, sein fulminanter Vortrag zog das Publikum von Anfang an in seinen Bann. Sein Auftreten ist unprätentiös, er trägt Sneakers, ist leger gekleidet, oft hat er eine Basecap auf, vielleicht als Reminiszenz an seine früh beendete Karriere als Basketballsportler. Auch am Piano spielt er mit vollem Körpereinsatz, geht voll mit, manchmal hebt es ihn fast aus dem Klavierhocker. Auch im Stehen kann er spielen, dabei greift er in das Piano und zupft die Saiten. Man kann als Zuhörer also nicht einfach die  Augen schließen und genießen, man sollte Yaron ständig beobachten, da passiert immer etwas, es ist nie langweilig.
Der Veranstalter „Jazz im Prinz Karl“ hat Yaron Herman ganz bewusst als Solopianist eingeladen, obwohl er auch einige gute Trios am Start hat. Er selbst sagt dazu was Interessantes: “Das Trio, das ist Freiheit mit Einschränkungen”, er fühlt sich also erst als Solist ganz frei, frei für seine Improvisationen.
Als Solist konnte er sich in Tübingen voll entfalten, er zeigte seine hohe Musikalität und ansteckende Begeisterung für seine Musik. Drei Zugaben hat er sich mit seinen einfachen Improvisationen erspielt. Mehr ist wirklich nicht zu sagen!

Helmut Hugo Burkhardt

Portraits von Yaron Herman