Ganna bei den jazzopen 2022

Ganna Gryniva – Kompositionen, Gesang
Musina Ebobissé – Tenorsaxophon
Povel Widestrand – Klavier
Tom Berkmann – Kontrabass
Mathias Ruppnig – Schlagzeug

Stuttgart, 16.7.2022

Die nächtlichen ukrainischen Hymnen der Ganna

Wer an diesem Abend noch den musikalischen Overkill benötigte, der konnte sich im Stadtpalais, kurz vor Mitternacht einem weiteren musikalischen Leckerbissen einverleiben. Ganna und ihre Gruppe gaben sich, vor zirka 40 Zuhörern die Ehre.

Ganna Gryniva ist eine mehrfach mit Jazzpreisen ausgezeichnete ukrainische (Jazz-)Sängerin mit russischen Wurzeln, die seit 2013 in Berlin lebt. Die 33-Jährige macht sowohl als Solistin als auch mit ihrem Jazz-Quintett Ganna Musik, sie hat an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar improvisierten Gesang studiert. Im Lauf ihrer Karriere hat sie sich immer mehr auf ukrainische Volkslieder fokussiert, sie will diese Form des Liedguts weitergeben, was zu mitternächtlicher Stunde kaum zu überhören war und dem Ganzen eine besondere Facette gab.

Mit Dynamik, persönlicher Präsenz und einigen elektronischen Vignetten sprechen Ganna Gryniva und ihre Band verschiedene musikalische Geschmäcker an.

Gannas variable Stimme, ihre Melodieführung, Phrasierungen und Improvisationen verweisen, trotz unüberhörbarer ukrainischer Klänge,  aber eindeutig auf zeitgenössischen Jazz hin. Getragen von einer spielfreudigen Band, in der besonders Pianist Povel Widestrands interessante Begleitungen und Soli sowie Musina Ebobissés warmes Timbre und pointierte Tongebung auf dem Tenor-Saxophon setzen wunderbare Akzente. Vocal-Jazz mit vielen Farben und Gewürzen. Besinnlich, berührend und mit Gedanken zur aktuellen Lage in der Ukraine ging kurz vor ein Uhr nachts, ein langer intensiver Musikabend bei den Jazz Open zu Ende, der musikalisch kaum variabler hätte sein können.

Harald Kümmel

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