Anke Helfrich Trio beim Landesjazzfestival Tübingen 2024

Anke Helfrich (p)
Dietmar Fuhr (b)
Jens Düppe (dr)

Tübingen, 19. Mai 2024

Ein funkelnder Stern im Pianoparadies

Anke Helfrich glänzt mit ihrem Trio beim Landesjazzfestival Tübingen im Bechstein Centrum und bietet neben großartiger Musik mit ihrem „We’ll Rise“-Album auch noch Einblicke in die Biografien starker Frauen

Im ausverkauften Bechstein Centrum wird am vorletzten Abend des Landesjazzfestivals ein besonderes Bonbon ausgepackt: Das Anke Helfrich Trio. Besonders deshalb, weil Anke Helfrich ganz sicher in der Champions League der Pianisten Liga spielt und ihre kongenialen Begleiter Dietmar Fuhr (b) und Jens Düppe (dr) maßgeschneidert ihre Kompositionen umsetzen und bereichern.

Bereits die ersten Noten kündigten an, mit welcher Präsenz das „Spiel“zeug Helferichs, der große Bechstein-Flügel, von der Protagonistin bearbeitet werden sollte. Ihr kraftvoll kreatives Spiel weckte umgehend Erinnerungen an die Piano-Legende McCoy Tyner, ihre Ausstrahlung ist von Authentizität geprägt und ihre Anmoderationen sind informativ, höchst unterhaltsam und bisweilen auch humorvoll, wie es sich im Verlauf des Abends zeigen sollte.

Hommage an weibliche Pioniere

Das Programm kann durchaus als Hommage an weibliche Pioniere aus Kunst und Wissenschaft verstanden werden.  Nicht immer standen sie im Rampenlicht und hatten dennoch Großartiges geleistet. Die Malerin Frida Kahlo (1907 – 1954) und Aboriginal Sprinterin Cathy Freeman (*1973), die 2000 in Sydney das olympische Feuer ins Stadion getragen hatte, sind noch die bekannteren unter ihnen. Andere Namen, wie die Chemikerin Rosalind Franklin (1920 – 1988) oder die Bürgerrechtsaktivistin Maya Angelou (1928 – 2014), hingegen dürften den meisten eher nicht geläufig sein. Das sollte sich an diesem Abend ändern. Angelous Gedicht „Still I Rise“ stand schließlich Pate für Helfrichs neu erschienenes Album „We’ll Rise“, das an diesem Abend präsentiert wurde. Die musikalischen Reisen durch Hard Bop, Modern Jazz, Swing und Ballade wurden von der glänzend gelaunten Pianistin mit entsprechenden Geschichten über besagte Frauen eingeleitet. Beispielhaft sei hier lediglich die Filmemacherin Alice Guy- Blaché (1873 – 1968) erwähnt. Mit der ihr gewidmeten Komposition „Enfin Dans La Lumière“ bezieht sie sich, wie bei allen anderen, eins zu eins und musikalisch höchst einfühlsam auf diese Wegweiserinnen und will, wie sie sagt, künftige Generationen ermutigen, ihr Potential abzurufen.

Danke Anke!

Als Bandleader-Fuchs, schafft sie es, Jens Düppe und besonders Dietmar Fuhr entsprechend in Szene zu setzen. Der Bassist verfügt über eine riesige Einfühlungsgabe und weiß nur allzu gut, wie man Harmoniefolgen kreativ miteinander verbindet. Da gibt es kein Herunternudeln der obligatorischen Basssoli, wie man es leider allzu oft erleben kann. Wenn er in die Saiten greift, geschieht das auf höchstem Niveau. Sein brillant intonierter Bass singt, und mit dem Bogen in der Rechten, oftmals sehnsuchtsvolle Weisen. „Sehnsucht“ war dann schließlich auch dem schwedischen Bassisten Palle Daniellson gewidmet, der am Vortag dieses Konzertabends im Alter von 77 Jahren verstarb. Mit „Durch dick & dünn“ nahm die letzte Nummer dann auch nochmal so richtig Fahrt auf, bevor sich Drummer mit dichten Drum-Soli auf wohltuenden Ruheinseln suhlen durfte.

Die frenetisch geforderte Zugabe „Song for Larry“ beschloss hernach blueswaltzig den Abend. Summa summarum: Ein Ohrenschmaus von drei (Jazz-) Gourmetköchen serviert – Danke Anke!

Bernd Epple

Portraits von Anke Helfrich

Portraits von Dietmar Fuhr

Portraits von Jens Düppe

Konzertprogramm des Landesjazzfestival Tübingen