Grégory Privat Trio bei den Internationalen Theaterhaus Jazztagen 2024

Grégory Privat p, keys, voc
Chris Jennings bs
Tilo Bertholo dr, perc

Stuttgart, 26.3.2024

Power und Soul aus der Karibik

In der Halle T2 im Theaterhaus Stuttgart brodelt es. Grégory Privat, Pianist und Komponist mit karibischen Wurzeln, stellt sein neues Album Phoenix vor. Als erster Teil des Doppel-Features heute Abend begeistert er vor ausverkauften Rängen. Die Musik, die er mit seinen Kollegen vorträgt (Chris Jennings am Kontrabass, Tilo Bertholo  am Drumkit) strotzt nur so vor Kraft, Lebensbejahung und großer Hingabe.

Der charismatische Privat kann Stücke schreiben, die zugleich eingängig und komplex sind. Sonnengereifte Melodien mit folkloristischer Grundierung vermählen sich mit elaborierter Rhythmik, bisweilen tanzbare Beats unterlegen irrwitzig-rasante Solopassagen auf dem Piano.

Das Konzert beginnt mit spacigen Synthesizer-Lines. Schnell entwickelt sich ein schnörkelloser Vamp, in den die Band einsteigt. Das folgende Pianosolo bestreitet der Bandleader gleich im Stehen, weil es ihn nicht mehr auf dem Sitz hält. Beeindruckend. Derweil hält Jennings am Bass tapfer den Kurs, Drummer Edward flutet den Saal mit erlesenen Licks. In den folgenden gut 75 Minuten rollt ein musikalischer Hochgeschwindigkeitszug durch’s Theaterhaus, der gelegentlich das Tempo drosselt, wenn eine Ballade gespielt wird.

Dabei ist das Grégory Privat Trio kein weiteres, rein akustisches agierendes Piano-Trio (die der Autor liebt, by the way). Privat singt ausdrucksstark, wechselt dabei oft vom Bariton ins Falsett und erweitert seine Soundpalette durch Synthesizer und Effekte, die bspw. einen durchgehend-oszillierenden Bordunton erzeugen, auf dem die Musik surft. Bassist Jennings verstärkt seine Solopassagen fallweise mit Effekten, die seinen Ton oktaviert doppeln. Edward hat sein Drumkit mit einem elektronischen Pad erweitert, mit dem er unter anderem allerlei Percussion-Sounds abrufen kann.

All dies ist stimmig und in höchstem Maße eigenständig. Privat hat überdies ein Händchen für’s Publikum, wenn er seine Stücke ansagt. Letzteres goutiert die erstklassige Darbietung dann auch mit lang anhaltendem Beifall. Eine Zugabe gibt’s dann doch trotz der knapp bemessenen Zeit: Kinga Glyk mit Combo wartet schon auf ihren Auftritt.

Wolfgang Fricke

Portraits von Grégory Privat

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