Shake Stew in der Dieselstrasse Esslingen

Shake Stew präsentieren ihr Programm „Intergalactic Jazz-Trance“

Lukas Kranzelbinder – Bass, Guembri
Clemens Salesny – Alt Saxofon
Johannes Schleiermacher – Tenor Saxofon
Mario Rom – Trompete
Oliver Potratz – Bass
Andreas Haberl – Schlagzeug, Percussion
Christian Eberle – Schlagzeug, Percussion

Esslingen, 20.9.2020

Bilderstürmer des Jazz 

Das österreichische Septett Shake Stew beeindruckt in der Esslinger Dieselstraße

Abseitige und innovative Klänge haben hier Vorrang: Shake Stew, die Shooting-Stars der österreichischen Jazzszene, kamen in die mit 60 Besuchern coronabedingt ausverkaufte Dieselstraße in Esslingen und präsentieren mit ihrer brandneuen Live-CD und dem mit dem „Deutschen Schallplattenpreis 2020“ ausgezeichneten Album „Gris Gris“ einen aus hypnotischen Beats und zum Teil ekstatischen Sound-Eruptionen gefertigten Mix.

Gemeinsam reflektierten die sieben Musiker die Unübersichtlichkeit der Stile, hauchten dem Jazz neue Impulse ein und setzten dabei auf die Neugier und Toleranz des Publikums. Was in der Dieselstraße rüberkommt, ist experimenteller und ungemein grooviger Jazz auf hohem Niveau. Man versteht sofort, warum die sieben Jazzer Lukas Kranzelbinder (Kontrabass, Guembri), Clemens Salesny (Altsaxofon), Johannes Schleiermacher (Tenorsaxofon), Mario Rom (Trompete), Oliver Potratz (Bass), Christian Eberle (Schlagzeug) und Andreas Haberl (Schlagzeug) bereits vier Jahre nach ihrer Bandgründung in vielen Jazzkreisen als „Kultband“ gehandelt werden. 

Ungewöhnlichen Besetzung

Das liegt nicht nur an der ungewöhnlichen Besetzung mit zwei Schlagzeugen, zwei Bässen und drei Bläsern. Das Septett schafft bei ihrem zweistündigen Auftritt auch eigenwillige Soundgebilde, vor allem das Zusammenspiel zwischen den drei Bläsern und den beiden Kontrabassisten macht Staunen. Sie bestechen immer wieder durch kraftvolle, brillante Läufe und wenn Bandleader Lukas Kranzelbinder mit seiner differenzierten Ausdrucksweise die Melodieführung übernimmt, wirft er vieles über den Haufen und bricht mit einigen Erwartungen, die man dem Bassspiel entgegenbringt. Aber auch das Ensemble als Ganzes versteht es, Tempi und Klangfarben zu variieren und mit ihrem opulenten Sound Spannung zu erzeugen. 

Munter werden da Klänge auseinandergenommen und neu zusammengesetzt, was aber nie auf Kosten der Präzision geht. Andreas Haberl und Christian Eberle erzeugen mit ihrem reichhaltigen Becken-Arsenal raffinierte Rhythmusmuster und die drei Bläser nutzen wiederholt mit einem eher verwickelten als streng durchlaufenden Puls die improvisatorischen Freiheiten, die der Jazz ihnen bietet. Dann wieder leiten sie Stücke wie „No more silence“ oder „Moon Gong“ mit leisen, zarten, fast klassisch anmutenden Soli ein.

Ausgeprägte Experimentierlust

Bei aller Experimentierlust handelt es sich hier um Jazz, der gegenwärtiger kaum sein könnte. Die Formation, deren Mitglieder in Wien, Salzburg und Berlin leben und von einer wahren Odyssee bei ihrer Anreise aus dem Risikogebiet Wien berichten, versteht sich zu Recht als Grenzgänger zwischen experimenteller Neuerfindung und Bilderstürmern des Jazz. Lange vor den beiden Zugaben sind auch die letzten Zweifler vom Können dieser Band überzeugt und quittieren den Auftritt mit begeistertem Applaus.

Jürgen Spieß

Unser Konzertbericht: Shake Stew im Sudhaus Tübingen 2020

Portraits von Lukas Kranzelbinder

Portraits von Clemens Salesny

Portraits von Johannes Schleiermacher

Portraits von Mario Rom

Portraits von Oliver Potratz

Portraits von Andreas Haberl 

Portraits von Christian Eberle