Siyou und Hellmut Hattler in der Alte TÜV Halle Böblingen

Siyou und Hellmut Hattler in der Alte TÜV Halle Böblingen
Siyou und Hellmut Hattler in der Alte TÜV Halle Böblingen

Siyou’n’Hell präsentiert ein höllisches Feuerwerk

Die Basslegende Hellmut Hattler rockte mit der Gospelqueen Siyou die Alte TÜV Halle Böblingen

Zwei, aus ganz unterschiedlichen musikalischen Traditionen kommende Künstler traten am Samstagabend zum zweiten Mal beim Sommer am See auf. Hatten sie 2012 noch eine Band dabei, verzichteten sie diesmal gänzlich auf Begleitmusiker. Lediglich E-Bass und Stimme? Man durfte gespannt sein, ob das die gut 100 Besucher vom Hocker reißen würde. Der virtuose Bassist, der mit KRAAN, TAB TWO und seiner Band HATTLER seit locker 40 Jahren am Soundtrack der deutschen Musikgeschichte mitschreibt – und die in Kamerun geborene Sängerin mit begnadeter Stimme und tiefer Verbundenheit zu Gospel und Soul – was für eine Kombination! „Sometimes I Feel Like a Motherless Child“, mit dem Song, der einst Richie Havens beim legendären Woodstock Festival zu einem weltweiten Bekanntheitsgrad verhalf, war der Türöffner in die Herzen der Besucher.

Siyou und Hellmut Hattler in der Alte TÜV Halle Böblingen
Siyou und Hellmut Hattler in der Alte TÜV Halle Böblingen

Die sonore und facettenreiche Stimme Siyous gepaart mit unwiderstehlichem Lächeln ging direkt unter die Haut. „Wir sind sehr erleichtert, dass ihr da seid“, begrüßte Hattler die Gäste, „In der augenblicklichen zerrissenen Situation weiß ja keiner wo das Level ist, wo man sich nach vorne oder nach hinten orientiert“. Die aktuellen Weltkrisen erzeugen insbesondere bei Künstlern eine demütige Dankbarkeit. Live-Konzerte ohne Maskerade waren ja lange Zeit nicht möglich. „Unsere unheimlich große Kapelle hat jetzt bereits drei CDs gemacht, wovon wir heute Abend einiges präsentieren wollen“, fuhr der Bassmeister fort und schon bei der anschließenden Nummer schaffte es die charismatische Siyou, die Leute zum Mitsingen zu animieren. „Eigentlich müssten wir jetzt schon Schluss machen, wenn alles mitklatscht und singt“, freute sich Hattler. Aber danach ging die Party erst so richtig los: Balladen, die zu Feuerwerken explodierten, psychedelische Elemente, dynamisches Hispeed-Bassspiel und eine Soulstimme vom Feinsten. „Eigentlich haben wir ein klares Konzept“, schmunzelte der Bassmann, nachdem ein Stück improvisatorisch zuende gebracht wurde. Doch genau diese Improvisationsgabe schien bei den Gästen besonders gut anzukommen. Mehrmals wähnte man das Ende des Stückes, als Siyou die gute Stimmung aufnahm und einfach von Neuem den Refrain anstimmte, den die Besucher gerne mitsangen, wie beim Beatles-Stück „Come Together“. Dem rhythmischen Kopfnicken wurde ein „right now over me“- Chor hinzugefügt.

Siyou und Hellmut Hattler in der Alte TÜV Halle Böblingen
Siyou und Hellmut Hattler in der Alte TÜV Halle Böblingen

Der um die Halle kreisenden Lichtkegels wurde dabei allerdings von manchen eher als störend erlebt. Wohl dem der eine Sonnenbrille oder Schildmütze dabeihatte, was dann allerdings die Sicht einschränkte. Auch Ellen Bierbrauer aus Böblingen ließ in der Pause wissen, dass ihr das weniger gefiel. Was jedoch die Musik anbetraf, schwärmte sie: „Die Stimme Siyous berührt einfach. Jazz, Blues und afrikanische Musik liebe ich besonders. Ich hole mir immer das Sommer am See-Programm und finde auch immer was für mich“. Siyous einzigartige Mischung aus Gospel, African Roots, Pop, Soul und Jazz gepaart mit Hattlers virtuosem aber trotzdem minimalistischem Bassspiel ergänzten sich perfekt und entfachten auch in Hälfte Zwei Feierstimmung. Dazu kamen noch Hattlers Beatboxing-Einlagen und zweistimmige Vocals mit seiner Partnerin, sowie eine Kalimba (afrikanisches Daumenklavier), die endgültig ein Stück Afrika in die Halle holten. Der Lebensfreude pur konnten so einige nicht widerstehen, so dass das hintere Hallendrittel zum „Dancefloor“ wurde. Ein feierndes Publikum bekam am Ende mehrere Zugaben, was das einzigartige Klangerlebnis von hochmusikalischer Spannung und Energie nochmals eindrucksvoll unterstrich.

Bilder und Text: Bernd Epple