Simon Oslender mit Band im Jazzclub Bix Stuttgart 2020

Simon Oslender (p, keys, hammond)
Claus Fischer (b)
Hendrik Smock (dr)

Stuttgart, 16.9.2020

„Simon Oslender ist erst 22 und spielt, als ob er schon 300 Jahre Musik machen würde!“

…so bedankte sich BIX-Geschäftsführer David Wilcke beim Ausnahmetalent Simon Oslender am 16. September für dessen überragenden Auftritt in Trio-Besetzung. An seiner Seite Claus Fischer (E-Bass) und Hendrik Smock (Drums), mit denen Oslender seit rund einem Jahr die Bühnen aufjazzt und im Januar 2020 sein Debutalbum „About Time“ veröffentlicht hat. An der Zeit und überfällig war diese Produktion in der Tat, denn Oslender ist längst schon alles andere als ein „No Name“- Pianist und gewöhnlicher Hammond-Organist. Die Liste seiner „Spielkameraden“ ist trotz seiner erst 22 Lenze beachtlich lang. Exemplarisch seien hier Nils Landgren, Randy Brecker, Candy Dulfer, der US-Saxophonist Bill Evans und Schlagzeuger Wolfgang Haffner erwähnt. Bei Letzteren ist er in deren Formationen „Bill Evans and the Spykillers“ sowie in der „Wolfgang Haffner Band“ inzwischen festes Bandmitglied.

Die Musikalität in die Wiege gelegt

Die Musikalität wurde Oslender wohl in die Wiege gelegt. Schon seine Eltern hatten sich der Musik verschrieben, sodass sich Oslenders Interesse daran recht früh entwickelte. Im zarten Alter von 2 Jahren begann er zu trommeln und bereits mit 5 saß er an der B3-Hammondorgel. Erst mal Blut geleckt, gab es für Oslender kein Halten mehr. Es folgten Klavierunterricht, Schülerbands und bald schon Kontakte mit Jazzvirtuosen und weltweite Auftritte. Das BIX sei ihm sehr ans Herz gewachsen betonte er mehrmals vor ausverkauftem Haus und lobte das Engagement der Veranstalter und deren Mut, der Coronakrise zu trotzen. Aber auch das Publikum bedachte er mit Lob: „Livestreams – gut und recht, aber kein Ersatz für ein Mensch zu Mensch – Erlebnis! Ihr macht es möglich, dass das wieder stattfinden kann, weil ihr gekommen seid!

Trio aus einem Guss

Nun hat er eine Band gefunden, die in der Lage ist, seine Vorstellungen eins zu eins umzusetzen. An diesem Abend präsentierte sich das Trio aus einem Guss und der sympathische Tastenmann schickte nach bemerkenswerten Breaks und Soli immer wieder ein strahlendes Lächeln zu seinen Mitstreitern, die genau wie er, mit überquellender Spielfreude ans Werk gingen. Die Bandbreite der Kompositionen reichte von Gänsehaut-Balladen mit warm perlenden Klangkaskaden bis hin zu treibenden Beats, bei denen vor allem Drummer Smock eine kräftige Duftmarke setzte. Dafür gab es immer wieder frenetischen Szenenapplaus. Die letzte Nummer des ersten Sets „Summer in Berlin“, nahm solche eine Fahrt auf, dass eine (Verschnauf-)Pause auch dringend notwendig war. Funky ging es danach gleich weiter. „One for G.D.“ war George Duke gewidmet, den Oslender als eines seiner Vorbilder bezeichnet. Im Intro wunderbar lyrische Basslinien, die ganz langsam zu einer groovenden Klangdichte führten, die mit super getimten Breaks Smock viel Raum boten, seine ganze Klasse herauszutrommeln.

Ballade, die unter die Haut geht

Bei der Sting-Nummer „Fragile“ musste die Combo an diesem Abend leider auf Peter Fessler verzichten, der auf der CD den Vokalpart übernahm. Nichtdestotrotz ging es, minimalistisch dargeboten, tief unter die Haut. Danach hatte das lange Warten schließlich ein Ende: Die B3, bis dahin lediglich Bühnenbild, fand ihren Meister und löste verzückte Mimik und Gestik bei manchem Besucher aus. Nat Adderleys „Sweet Emma“ entwickelte sich zum Hammond-Orkan, der ungebremst ins Publikum fegte. Das wiederum bedankte sich euphorisch nach dem vorerst letzten Stück „When It Hits You“ für den heftigen Sturm. Mit der Zugabe „Passion Dance“ schob das Trio nochmals seine Visitenkarte nach, bei der jeder erneut seine Fähigkeiten ausspielen konnte. Den runden Abschluss bildete Oslender mit der Solopiano-Nummer „Lullaby“, bevor sich nach Konzertende so manch verklärtes Gesicht auf den Weg nach draußen in die laue Spätsommernacht aufmachte.

Bernd Epple

Portraits von Simon Oslender und Band

Portraits von Simon Oslender

Portraits von Claus Fischer

Portraits von Hendrik Smock