Pablo Held solo im C. Bechstein Centrum Tübingen

Pablo Held, piano

Tübingen, 17.12.2021

Solo inmitten von Vertrauten – Pablo Held im Bechstein Zentrum

Hallo“, sagt Pablo Held, nicht laut aber trotzdem vernehmlich, und nachdem er sich mit einer flotten und schwungvollen Bewegung seines Mundschutzes entledigt hat, setzt er sich an den großen Bechstein Konzertflügel. Ein kurzer Moment Innehalten, atmen, dann fast vorsichtig tastend, suchend die ersten Töne, verhalten – verschlossene Akkorde. Ein John Taylor – Stück, erkennen die Eingeweihten, das sich nach und nach aus den ins Fließen kommenden Melodien und Harmonien herausschält. Musik an einem Dezemberabend, die warme Farben und Stimmungen entstehen lässt, sich zwischen impressionistischen und klassisch – jazzigen Harmonien entwickelt.

Spielt eigentlich nicht so gern solo

Dann, vor dem zweiten Stück sagt Pablo Held etwas mehr als nur „Hallo“. in diesem Musik unter den Vorzeichen von Corona ist wie so oft in diesem Jahr ein bestimmendes Thema. Ohne die Pandemie, sagt er, hätte es ziemlich sicher weder dieses Konzert noch die CD „Embracing You“ gegeben, die Pablo Held an diesem Abend vorstellt. Es gab kaum Konzerte, man war als Musiker oft allein mit sich, erzählt Pablo Held, und so habe er sich an dieses Projekt eines Solo – Albums gemacht, obwohl er eigentlich gar nicht so gerne solo spiele. Aber schließlich habe er Gefallen gefunden daran, die Corona – Bedingungen hätten auch dazu geführt, dass zwar weniger Leute als sonst bei Konzerten seien, aber eben die, die wirklich die Musik hören wollten.

„Serenade“, das zweite Stück, ist eine Eigenkomposition, geschrieben zum Geburtstag seiner Frau. Spätestens jetzt ist Pablo Held angekommen in seinem Soloprogramm, in dem er seine Vertrauten um sich versammelt. Also seine Familie und ihm wichtige Musiker wie den englischen Pianisten John Taylor, seinen langjährigen Lehrer oder Duke Ellington und Thelonius Monk. Immer wieder erzählt er von den Stimmungen und Situationen, in denen die Musik entstanden ist. Im Sommer auf dem elterlichen Balkon, neben seinem ehemaligen Kinderzimmer zum Beispiel oder aus Tonfolgen, die seine Tochter aus dem Musikunterricht mitgebracht hat.

„Zu romantisch? – was soll`s, kann ich mir erlauben“

In der Musik wechseln sich rhythmisch akzentuierte Parts und fließende Melodiebögen ab, die Kompositionen sind dabei klar strukturiert, es gibt keine ausufernden Improvisationen. Es sind eher die manchmal unvermittelt auftauchenden Passagen oder einzelnen Momente und dabei die eher ruhigen und melodisch klangmalerischen Parts, die faszinieren und die Zuhörer*innen in die Musik hineinziehen, sie mitleben lassen. „Ich hab mich gefragt, wird das vielleicht zu romantisch“, so Pablo Held zwischen seiner Version von Lushlife und Ruby my Dear und verneint: „was soll`s, das kann ich mir erlauben“.

 Das Tübinger Bechstein – Zentrum, in dem der Tübinger Jazzclub seit einer Reihe von Jahren regelmäßig mit seinen Konzerten zu Gast ist, ist ein besonderer Ort. Keine Club – Atmosphäre, die ernsthaften dunklen Flügel verströmen fast Feierlichkeit. Der große Konzertflügel ist schon für sich ein Statement, und er ist vor allem Klang. Immer wieder wenn eines seiner Stücke (eigentlich schon) zu Ende ist, in dem kurzem Moment vor dem Beifall, scheint`s so als horche Pablo Held nochmal hinein, in dieses Instrument und seine verklingende Musik. Vielleicht ein angedeutetes Kopfnicken.

Cinema Paradiso – die Zugabe, Musik von Ennio Morricone zu einem wunderschönen Film. Nostalgie oder noch mehr Romantik? Nein, einfach lebendige Hörbilder.

Tom Hagenauer

Portraits von Pablo Held