Interview mit Linda Kyei

Auf einen Tee bei Linda Kyei – Ein Interview

Interview mit Linda Kyei
Hallo Linda! Du hast dein ganzes Leben mit Musik verbracht. Wolltest du je etwas anderes machen wie Musik.

Als ich ganz klein war, da wollte ich natürlich die typischen Beruf erlernen wie Feuerwehrmann, Bundeskanzler etc. Aber seit ich wirklich Herr meiner Sinne bin gab es tatsächlich kein anderes Thema für mich.


Du machst viele Arten von Musik: Gospel, Soul, Jazz… Was interessiert dich an den einzelnen Musikrichtungen?

In all den Jahren gab es immer Phasen die mit bestimmten Genres belegt waren. Ich bin komplett klassisch aufgewachsen und habe klassische Violine und klassischen Gesang gelernt. Nach diversen Chorleiter Kursen bin dann im Teenager Alter zum Gospel gekommen durch einen Workshop, welcher mir geschenkt wurde. Dann hat alles so seinen Lauf genommen und nach dem Gospel folgte eine ganze Zeit lang der Jazz.  In den letzten Jahren habe ich mich sehr viel mit elektronischer Musik befasst und bin immer noch sehr fasziniert davon was damit alles möglich ist.

In meiner Musik und meinen Projekten finden sich viele Elemente meiner musikalischen Laufbahn, das vermischt sich mittlerweile sehr schön. Das heißt, elektronische Sounds spielen in meinen Kompositionen eine große Rolle genau so wie meine Violine auch ein fester Bestandteil davon ist. 

Interview mit Linda Kyei
Also es gibt keine Richtung, die dir besonders am Herzen liegt.

Nein, das kann man so nicht sagen. Ich finde bestimmte Genres super spannend. Z.B mit meinem Swing Projekt (Linda Kyei Swing Combo) zelebrieren wir die goldene Ära so puristisch wie möglich. Von der Musik bis hin zum Kleidungsstil. Und wenn ich ein klassisches Stück musiziere, dann arbeite ich mich auch da in die Epoche und den Ursprung soweit wie möglich ein, um die Musik spüren zu können.

Aber bei meinen Kompositionen, die ich mit der Linda Kyei Band produziere achte ich recht wenig auf Genrebezeichnungen. Meine Musik ist für mich eine Ausdrucksform dessen was in mir ist. Und somit immer von verschiedenen Einflüssen geprägt. Das ist flexibel wie das Leben so ist und kann sich eben auch verändern. Momentan ist diese elektronische Komponente stark vertreten, weil ich das die letzten 10 Jahre auch am meisten gehört habe. Wir nennen unseren Stil aktuell *PopularElectronicJazz* weil wir durchaus griffige Melodien haben, viel Raum für Improvisation und Jazz sowie die besagten elektronischen Elemente. Aber wer weiß wohin uns die Reise trägt….

Was magst du am liebsten komponieren oder singen? Oder sogar Violine oder andere Instrumente spielen?

Das ist eine gute Frage. Witzigerweise ist diese durch die Coronapandemie für mich sehr aktuell geworden. Denn mit dem Auftrittsverbot kommt doch recht schnell die Frage auf „Was macht mich als Musikerin aus?“  Es ist tatsächlich das Zusammenspiel aus allem. Ich habe sehr, sehr viel gespielt in den letzten Jahren, was mir extrem viel Freude bereitet hat. Dennoch gibt mir das viele Spielen erst dann einen Sinn wenn ich auch meine Musik schreiben und verarbeiten kann. D.h am Klavier zu komponieren ist ein elementarer Bestandteil für mich.  Und wenn ich schreiben kann, will ich natürlich unbedingt, dass die Werke auf die Bühne kommen. Dann entsteht die Sehnsucht im Moment aufzugehen und die Zeit mit dem Publikum zu genießen. Und wenn man das schafft, ist es für mich zweitrangig, ob die Umsetzung mit der Stimme, der Violine oder mit diversen Synthesizern ist.

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Hast du bestimmte Vorbilder?

Musikalisch gibt es einige Bands, deren Alben ich seit Jahren höre und die mich sehr inspirieren wie z.B Triband, Micatone, Jan Jelinek oder die tolle Beady Belle. Ich ziehe auch sehr viel Kraft aus Instrumentaler Musik wie von Brad Mehldau oder Nils Frahm. Stimmlich sieht es wieder ganz anders aus, da haben mich natürlich Jazzgrößen wie Ella oder Nancy Wilson begleitet. Aber auch aktuelle Sängerinnen wie Jill Scott oder auch Spoken Words Künstlerin Ursula Rucker.

Wie stellst du dir deine musikalische Zukunft vor? Was können wir von dir erwarten in den nächsten Jahren?

Ja. Natürlich ist das jetzt gerade mit Covid so eine Sache. Das hat uns Musikern ein bisschen den Ausblick vernebelt. Es ist momentan schwer etwas zu planen, aber wir sind gerade dabei, unsere Albumproduktion abzuschließen. Mein erstes Album. Und genau da geht es jetzt erstmal los mit verschiedenen Singleauskopplungen und dann folgt das Album hoffentlich mit Releasekonzert. Und dann hoffe ich natürlich, dass wir auf Tour gehen können. Festivals waren hier ein ganz klares Ziel, aber nach wie vor freuen  wir uns auch auf unsere Stuttgart Community, für die wir mit unserem Mobilen Set Up trotz Pandemie im letzten Jahr spielen konnten. Wir tasten uns einfach Stück für Stück vor und schauen was möglich ist….

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Was kannst du uns über dein neues Album sagen?

Wir arbeiten mittlerweile schon einige Jahre an diesem Album. Immer wieder kamen intensive Spielphasen dazwischen, so dass wir jetzt endlich die Zeit und Muse haben es fertig zu machen.

Das Album umfasst sehr viele Phasen meines Lebens. Das älteste Stück habe ich vor rund 15 Jahren geschrieben und der neueste Song ist 2020 entstanden. Während ich vor 15 Jahren in meinem kleinen WG Zimmer unglücklich verliebt war und darüber schrieb, ist es heute die Natur, die mich inspiriert.

Der raue Wind der Nordsee, das Abendlicht in Dänemark, der Winter in Schweden.  Und ja, ich schließe mich gerne mal in eine Hütte ein und schreibe dort mit viel Ruhe. In so einer Hütte im eisigen Winter in Schweden sind die neuesten Songs entstanden. Neben eingängigen Melodien, meinem Gesang und diversen Effekten, wird man in unterschiedlicher Form meine Violine hören. Der jazzig – elektronische Sound ist maßgeblich durch Andrew Zbik geprägt mit dem ich seit rund 10 Jahren zusammen arbeite. Er spielt Schlagzeug und produziert die Songs. In den letzten Jahren ist Carsten Netz mit seinem Saxophon und der Querflöte mit ins Team gekommen, was den improvisatorischen Part auch auf der Platte noch weiter entwickelt und unserem Sound eine einzigartige Note verpasst. Ich bin ganz aufgeregt und auch voller Vorfreude.

Jetzt, da freuen wir uns dann schon drauf, sie mal hören zu können.

Vielen Dank für dieses Gespräch und viel Erfolg weiterhin.

Das Gespräch mit Linda Kyei führte Rainer Ortag

Portraits von Linda Kyei

Unser Konzertbericht: Linda Kyei Trio im Jazzclub Bix 2020

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