TRILOGYc bei den Int. Theaterhaus Jazztagen 2022

Jasper van`t Hof – piano, keyboard
Greetje Bijma – voc
Hans Fickelscher – drums, perc

Stuttgart, 18.4.2022

Eine starke Prise Holland sorgt für Jazzgenuss mit Lebensfreude gewürzt

Alleine Jasper van’t Hof, der verspielte holländische Pianist, sorgt mit seiner fröhlichen Art für gute Stimmung. Wenn er sich dann noch mit seiner „LandsmänninGreetje Bijma (voc) duelliert, bleiben die Schmunzler nicht aus. Über die Qualitäten ihrer musikalischen Eingebungen braucht man eigentlich sowieso nicht zu reden. Beide sind seit vielen Jahrzehnten auf den Bühnen dieser Welt unterwegs; beide gaben ihre Visitenkarte bereits in den 90ern im Stuttgarter Theaterhaus ab. Am Ostersonntag 22 hatten die Festivalbesucher die Gelegenheit, an der Lebensfreude und musikalischen Kreativität einer Formation teilzuhaben, die durch den nicht minder innovativ agierenden Drummer Hans Fickelscher ergänzt wurde. Die Liste ihrer Spielkameraden aus der Vergangenheit ist lang; exemplarisch seien Philip Catherine, Charlie Mariano, Jean Luc Ponty, Archie Shepp und Bernd Konrad erwähnt. Wenig verwunderlich, wie stilprägend und genreübergreifend sich diese Begegnungen auf das musikalische Schaffen der Künstler auswirkte. Den Schalk im Nacken, wird auf der Bühne das praktiziert, was den Jazz ausmacht: Szenische Improvisation mit musikalischer Virtuosität!

Die Nina Hagen des Jazz

Vorhang auf, ein fulminanter Piano Akkord von einem Gong unterstrichen – Beginn der Vorstellung. Die barfüßige Bijma tut das, wofür man sie liebt: skurrile Lautmalereien und schier grenzenloser Einsatz ihrer Stimme, der weder Basslagen noch soprane Höhen eine Hürde zu sein scheinen. Dazwischen stimmlich intonierte Posaunenlicks, die so nah am Instrument sind, dass man mit geschlossenen Augen tatsächlich einen Posaunisten vermuten könnte. Eine gewisse Theatralik schafft Verbindung zu van’t Hof, der mit außergewöhnlichen Akkordfolgen, von unkonventionellen Drumfiguren begleitet, die stimmakrobatischen Künste aufjazzt. Die Nina Hagen des Jazz lässt zwischendurch noch eine singende Säge oder eine Udu-Drum aus ihrer Kehle frei oder tanzt am Bühnenrand, wenn van’t Hof mit Fickelscher ihre Instrumente bearbeiten. Mit meditativen Elementen taucht das Trio auch mal in sphärische oder amazonische Welten ein, die Bijma mit Dschungelgeräuschen untermalt. Das nicht enden wollende erste Stück gleicht einem Film, der dann mit Drumsolo und einer lieblichen Tremolostimme schließlich in den Abspann geht.
„Das war das erste Stück. Wir haben noch 12 weitere“, schmunzelt Fickelscher und hat die Lacher auf seiner Seite, bevor es zur zweiten Nummer geht. Der balladenartige Beginn wird von Bijma mit Nachtigallengesang und Hundekläffen vokal begleitet, das Hündchen pantomimisch gestreichelt, um anschließend ganz in die sopranistische Operngesangskunst zu wechseln. Die Strings von van’t Hofs Stage-Piano tun ein Übriges.

Improvisiertes Tastenfeuerwerk

Nach dem soften Ausklang der beiden Stücke mit Überlänge, scheint die Performance zuende zu sein. Doch das freudengeimpfte Publikum hängt bereits an der Nadel und will natürlich mehr. „Was sollen wir jetzt machen?“, fragt van’t Hof. Der Linkshänder entscheidet sich, seiner starken Hand mal freien Lauf zu lassen und beginnt mit einem kraftvollen Piano-Solo. Schließlich gesellen sich Schlagzeug und Stimme dazu. Ein feuriger mongolischer Steppenritt wird mit Schnalzern, Kieksern und Marimbasounds vom Keyboard bestens in Szene gesetzt. Alles scheint im Moment zu entstehen und die Musiker überraschen sich selbst wohl am meisten, was man in ihre Mimik hineininterpretieren könnte. Nach getaner Arbeit liegen sich die Musiker in den Armen, begleitet von Freudenjauchzern aus dem Publikum.

Bernd Epple

Portraits von Jasper van`t Hof

Portraits von Greetje Bijma

Portraits von Hans Fickelscher