Quinteto Astor Piazzolla im Kino Museum Tübingen 2025
Pablo Mainetti (Bandoneon)
Matias Feigin (Klavier)
Serdar Geldymuradov (Violine)
Armando de la Vega (Gitarre)
Martin Nahuel Wainer (Kontrabass)
Julián Vat (musikalischer Leiter)
Tübingen, 21.5.2025
Hommage an den Tango-Revolutionär
Der Bandoneonspieler und Komponist Astor Piazzolla (1921-1992) gilt hierzulande als der bekannteste Vertreter des „Tango Nuevo“, einem Stil, der bis heute unzählige Aficionados in Konzerte und auf den Tanzboden lockt. Bei einem vom Verein „Jazz im Prinz Karl“ erstmals im altehrwürdigen Kino Museum ausgetragenen Konzert mit dem argentinischen Quinteto Astor Piazzolla kamen am Mittwoch gut 230 Besucher, um die Werke des Tango-Revolutionärs originalgetreu zu erleben.
Gemeinsam liefern die fünf ernst dreinschauenden und wenig Worte verlierenden Instrumentalisten die musikalisch perfekte Umsetzung purer Sehnsucht. Das seit 20 Jahren das Vermächtnis Piazzollas fortführende Tango-Orchester agiert mit einer virtuosen, zuweilen fast nüchternen Perfektion, die nur ab und an vom jähen Aufseufzen des Bandoneons unterbrochen wird. Oder vom süßen Locken der Geige, von den klaren, präzisen Vorgaben des Pianisten, den begleitenden Intermezzi des Kontrabassisten. Dennoch verlieren sich die Musiker nicht in nostalgischen Klischees der guten alten Tangozeit.
Spröde Brüchigkeit und Expressivität
Vielmehr werden Piazzollas Werke, wenn auch weniger jazzig als vom Meister selbst, mit jener spröden Brüchigkeit und Expressivität interpretiert, die diesen Musikstil so einzigartig macht. Hier der empfindliche, fast hypersensible Bandoneon-Spieler Pablo Mainetti, immer mit klarem Konzept für das, was so scheinbar mühelos gespielt wird. Er streichelt den widerspenstigen Balg auf seinen Knien, lässt ihn heulen, jaulen, pathetisch seufzen. Dort der Violinist Serdar Geldymuradov, der wie ein gebändigter Gegenspieler wirkt. Ihnen zur Seite Matias Feigin (Klavier), Armando de la Vega (Gitarre) und Martin Nahuel Wainer (Kontrabass).
Der Umstand, der dieses Konzert zu einem Besonderen macht, rührt von der bittersüßen Melancholie, die diese Besetzung hervorruft. Am Ende setzt sich fast euphorischer Beifall durch und die Erkenntnis, dass sich der Tango Nuevo des Komponisten aus Buenos Aires längst nicht überlebt hat.
Jürgen Spieß
Direkt zu Jazz im Prinz Karl und dem Kino Museum Tübingen









