Al Di Meola bei den jazzopen 2022

Al Di Meola, Gitarren
Peo Alfonsi, Gitarren
Sergio Martinez, Percussion
Stuttgarter Kammerorchester
unter Leitung von Fabrizio Festa

Stuttgart, 12.7.2022

Virtuose Brillanz und großer Klang

Al Di Meola beschrieb bei einer Ansage, wie er als junger Mensch eine Aufnahme des ihm damals wenig bekannten Paco de Lucia erwarb und wie sich ihm beim Hören eine neue Welt eröffnete. So mag es vielen ergehen – der Unterschied ist nur der, dass Al di Meola Jahre später gerade mit diesem Weltstar gemeinsam Welterfolge feiern durfte. Auf den Jazz Open trat er diesmal mit einem weiteren Gitarristen, Peo Alfonsi, und dem Percussionisten Sergio Martinez auf, gemeinsam mit dem Stuttgarter Kammerorchester unter Leitung von Fabrizio Festa.

Dass er als der schnellste Mann an der Gitarre gefeiert wurde sagt wenig; seine in der Tat unfassbare Geschwindigkeit und technische Brillanz ist an keiner Stelle Selbstzweck, sondern begründet sich in jedem Moment als dem Konzept untergeordnet und als wesentlich für das Stück. Und wenn man ihn auf der Leinwand von Nahem sehen kann, dann sieht man, dass es ihm auf jeden Augenblick ankommt, dass jede Sequenz wichtig ist. Dazu passt dann seine Aussage von 1998: „Ich bete, wenn ich spiele! Musik ist eine Religion!“

Seine technische Vollkommenheit lässt sich auch daran erkennen, dass er in unterschiedlichsten Zusammenhängen und Formationen Musik macht. An diesem Abend trat er mit Orchester auf und man muss an dieser Stelle die Leistung der Tontechniker hervorheben: auf der einen Seite ein sehr ausgewogener und differenzierter Orchesterklang, andererseits ein kristallklarer Gitarrenklang, der exzellent dazu passte. Die Arrangements waren durchweg sehr komplex durchkomponiert mit enormen Rhythmuswechseln. Eine echte Herausforderung für die mehr als zwanzig Musikerinnen und Musiker des Stuttgarter Kammerorchesters mit ihrem Dirigenten Fabrizio Festa, die diese Aufgabe souverän und mit sichtlicher Begeisterung lösten.

Viele der Arrangements erkannte man erst im Laufe der Zeit, da sie oft ungewohnt begannen und erst im Laufe der Songs ihre Identität preisgaben. Dabei wechselten dann meist Solopassagen mit voll instrumentierten Klängen. Das Publikum war restlos begeistert und als dann das Stück „Mediterranean Sundance“ als Zugabe erklang, hielt es niemanden mehr auf den Plätzen.

Markus Minberg

Portraits von Al Di Meola

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