German Jazz Trophy für Dee Dee Bridgewater

Dee Dee Bridgewater bekommt German Jazz Trophy bei der jazzopen Stuttgart 2019

Dee Dee Bridgewater, Vocals
Marc Berthoumieux, Accordian
Louis Winsberg, Guitar
Ira Coleman, Double Bass
Minino Garay, Drums, Percussion

Stuttgart, 4.7.2019

Die Strahlende mit dem inneren Lächeln

Dee Dee Bridgewater bekommt zum Auftakt der jazzopen die German Jazz Trophy überreicht

Das Jazzopen-Festival startete mit einem fulminanten Auftritt der US-Vokalistin Dee Dee Bridgewater, die im Eventcenter SpardaWelt die mit 20 000 Euro dotierte „German Jazz Trophy“ für ihr Lebenswerk überreicht bekam. Nach der Preisverleihung und einer Laudatio von Sängerin Fola Dada präsentierte die Geehrte ihr französisches Programm.

Die Stimme hat Kraft und Ausdruck, ist rau und doch so zärtlich. Eine Stimme mit Gänsehaut-Effekt: Dee Dee Bridgewater versteht es wie wenig andere, das Publikum mit ihrem Gesang zu verzaubern. Dazu kommt die großartige Ausstrahlung der dreifachen Grammy-Preisträgerin, die seit über 30 Jahren in Paris lebt und sich an diesem Abend ganz dem Chanson ihrer Wahlheimat widmet. Sie geht geradezu in dieser Musik auf, indem sie die ganze Bühne für sich einnimmt, indem sie tanzt, lacht, schauspielert, mit dem Publikum und ihren Musikern flirtet. Die begeisterten Zuhörer bedanken sich bei der 69-jährigen Amerikanerin und ihren vier kongenialen Mitspielern mit stehenden Ovationen für einen einzigartigen Konzertabend.

Auch in Chansons zuhause

Obwohl einige Besucher sicherlich ein etwas jazzigeres Programm erwartet haben, gefährden die Ausflüge in die Welt des französichen Chansons nie die Substanz der Stücke. Im Gegenteil, der Respekt, den Bridgewater ihnen gegenüber empfindet, ist jederzeit spürbar. Dazu schafft die vierköpfige Band mit Marc Berthoumieux (Akkordeon), Louis Winsberg (Gitarre), Ira Coleman (Kontrabass) und Minino Garay (Perkussion) einen bunten, schillernden Klangteppich und unterstützt ihre Bandleaderin nach Kräften. Über alles erhebt sich aber immer wieder die energievolle, ausladend-beschwörende Stimme Bridgewaters – mal knapp phrasierend, dann wieder alles gebend, tief ausholend und den Ton mit aller Energie bis zum letzten auskostend.

Die in Memphis geborene Jazzdiva, deren Stimme häufig mit der ihres Vorbilds Ella Fitzgerald verglichen wird, lässt von Anfang an keinen Zweifel daran, dass die Besucher, die sich in der ausverkauften SpardaWelt drängen, für sie mehr als nur Zuhörer und potentielle CD-Käufer sind. Mal hüpft Bridgewater in ihrem bunten Kleid ausgelassen über die Bühne, oder sie schäkert auf Englisch und Französisch mit dem Publikum und ihren Musikern. Die Augen geschlossen, die Arme weit ausgebreitet, presst die glatzköpfige Sängerin all das, was sie scheinbar zu überwältigen droht, in ein leise winselndes „La vie en rose“. Oder sie präsentiert Stücke wie „La mer“„Ne me quitte pas“ und „J’ai deux amours“ mit ausgelassener Musizierfreude und wunderbarem Körpereinsatz. Diese Stimme, deren fesselnde Extravaganz sich ins Gedächtnis einbrennt, hat etwas unangepasstes, strahlt mit ihrer Intensität echte Gefühle aus.

Dabei fängt die „First Lady des Vocal Jazz“ die ganze Welt scheinbar in Tönen ein, in ungezügelter Intensität, Leidenschaft, Lust und Poesie. Nur schön klingen ist Dee Dee Bridgewater ganz offensichtlich zu langweilig. Auch wenn nicht jeder ihre Freude, ihre Lust und Liebe versteht, sehen kann man sie immer.

Jürgen Spieß

Unser Konzertbericht: Dee Dee Bridgewater bei der jazzopen Stuttgart 2017

Portraits von Dee Dee Bridgewater

Portraits von Fola Dada