Meute bei der jazzopen Stuttgart 2023 im Alten Schloss

Marco Möller – Bass Drum, Shaker
Timon Fenner – Snaredrum
OnKL – Snaredrum
André Wittmann – Marimba
Philip Andernach – Bass Saxophone, Vocals
Philipp Westermann – Sousaphone
Adrian Hanack – Baritone Saxophone
Johnny Johnson – Trombone
Sebastian Borkowski – Tenor Saxophone, Flute
Hans-Christian Stephan – Trumpet
Thomas Burhorn – Trumpet, Musical Director, Management

Stuttgart, 17.7.2023

Wie die Abrissbirne durch den Schlosshof fegt

Diese Art von Ekstase gab es wohl seit es die Jazz Open im Alten Schloss gibt so noch nie. Eine Blaskapelle die gut 1200 Zuhörer in ekstatische Bewegung versetzt. Eine Blaskapelle? Eigentlich nicht vorstellbar. Doch dem deutsche Ensemble Meute gelingt es vom ersten Ton an die Masse, im erstmals unbestuhlten Schlosshof zum Tanzen zu bringen. Wehe wenn die Meute losgelassen wird, dann fegt die Abrissbirne, oder besser gesagt bläst ein Tornado durch die Konzertsäle oder, wie in Stuttgart, durch den Schlosshof.

Meute wurde 2015 vom Trompeter Thomas Burhorn in Hamburg gegründet. Er scharte 10 weitere, vorwiegend Blasmusiker um sich, mit dem Ziel einen völlig neuen Sound zu kreieren. Die Band arrangiert bereits bestehende Techno-House-Stücke und Werke von bekannten DJs völlig neu und passt die treibenden Beats der Instrumentierung einer Blaskapelle an. 2016 kam der Durchbruch mit dem Song Rej (ursprüngliche Version stammt von dem Berliner DJ-Duo Ame). Mit mehr als 400. 000 YouTube Clicks innerhalb einer Woche wurde Rej zum viralen Hit und die Band avancierte zur Techno-House Sensation in der Szene.

2017 erschien das erste Album, es folgten Touren durch Clubs in Europa und bereits 2018 zählte Meute zu den meistgebuchten Festivalbands in Europa. 2019 folgten Touren durch 14 Länder in Europa, und im Oktober gab die Band 14 Auftritte in USA und Kanada. Meute macht durch ihre Choreographie auf der Bühne elektronische Musik sichtbar und durch fließende Übergänge verbringt das Publikum mehr oder weniger das ganze Konzert tanzend.

Die hypnotische Monotonie der Beats

Auch so an diesem Abend im Schlosshof, denn keiner konnte sich der hypnotischen Monotonie des Beats, dargebracht von Basstrommler Marco Möller und seinen zwei Schlagwerkern entziehen. Darüber legen sich rhythmische Muster durch das Bläserensemble, die den Synthesizerklängen der House und Technomusik nicht unähnlich sind. Der elektronische Sound wird komplett zerlegt, wieder für die Blaskapelle neu zusammengesetzt und analog präsentiert. Ein explosiver Mix, der Spaß macht, mitreißt und trotzdem eine gewisse Art von Friedlichkeit ausstrahlt. Nicht zufällig schmückt das Wort Peace Möllers Basstrommel.

Die Massen im Schlosshof bewegten sich wie in Trance, ausgelassen und voller unbeschwerter Freude, abseits der alltäglichen Sorgen. Was im Grunde als völlig unvereinbar galt, die Synthese von Technosound und einem Blasorchester, sorgt an diesem Abend in beeindruckender Weise für einen der musikalischen Höhepunkte der letzten Jahre bei den Jazz Open. Man vermag sich kaum vorzustellen, welchen Effekt solch ein Auftritt im großen Schlosshof mit 7000 Menschen hätte. Zukunftsmusik? Wer weiß, vielleicht schon bald Wirklichkeit in nahe Zukunft.

Harald Kümmel

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