Jazz@large mit Papierkram bei den Stuttgarter Jazztagen 2022

Stephi Zimmermann, Flügel
Micha Schlüter, Akustische Gitarre
Natalia Rose, E-Gitarre
Florian Vogel, Violine, Komposition
Anna Sophie Dreyer, Viola
Fried Dähn, Cello
Judith Goldbach, Kontrabass
Steffen Hollenweger, Kontrabass
Uwe Kühner, Schlagzeug

Tobias Frey, Bildender Künstler

Stuttgart, 6.11.2022

Das Orchester spielte, bis die (Papier-) Fetzen flogen!

Jedes Jahr vergibt die IG Jazz Stuttgart zwei Kompositionsaufträge für ihr Orchester Jazz@large. Die Uraufführung dieser beiden Werke ist fester Bestandteil der Stuttgarter Jazztage, die diesmal zum 43. mal stattfanden. Zu dem Werk „Paperworks/Papierkram“ das wir eben hörten, führten wir folgendes Interview mit dem Komponisten:

Hallo Florian, kannst Du Dich bitte kurz vorstellen:

Hallo Rainer. Ich bin Florian Vogel Musiker aus der Nähe von Stuttgart. Ich habe in den Niederlanden in Arnhem Jazz – und Popularmusik mit Hauptfach Violine studiert. In und nach meinem Studium hab ich mich viel mit freier Improvisation und experimenteller Musik beschäftigt. Später kam auch noch Elektronik dazu, was mittlerweile auch großer Bestandteil meiner Musik ist.

Meine erste Band, die es nächstes Jahr seit 20 Jahren gibt, ist allerdings „fojgl“ eine  Folkband die jiddische Lieder spielt.

Du bekamst dieses Jahr einen Kompositionsauftrag von der IGJazz Stuttgart. Wie kam die Idee zu „Paperworks/Papierkram“??

Ich durfte letztes Jahr bei Clara Vetters Komposition, im Rahmen von Jazz@large, mitspielen. Es war ein tolles Konzept, bei dem die Musiker*innen selbst das Arrangement mit Karten beeinflussen konnten. Bei einer Probe fragte ich Clara, ob ich die Noten zusammen kleben darf, oder ob das Teil des Konzepts ist, dass Noten runterfallen oder man sie nicht findet. Da es das nicht war, musste ich das selbst machen und hab gleich nach dem Konzert gefragt, wie ich mich als Komponist bewerben kann.

Sonst versucht man immer die Bedingungen, mit denen wir auf der Bühne konfrontiert werden, möglichst unauffällig zu handhaben oder zu verstecken. Sich auf der Bühne einrichten, Blättern usw. gehört nicht zur Musik und mich hat interessiert wie sich diese Vorgänge integrieren, hervorheben oder sogar übertreiben lassen.

Ich dachte mir, Anweisungen, wie zum Beispiel „Papier zerknüllen“, kann man nicht einfach schriftlich machen, sondern man braucht da eine Bildsprache und so kam Tobias Frey als Künstler ins Spiel. Die Notierung mit Zeichnungen, die die Mitwirkenden vorher noch nie gesehen haben, war eine interessante Idee.

Die Idee mit der Geschichte kam relativ am Ende der Komposition dazu, weil ich den Künstler mehr in die Musik integrieren wollte und so gab es dann auch klarere Bilder zu den Papiergeräuschen. Ich hatte eine grobe Idee von der Geschichte und Tobias hat sie dann, auch mit Inspiration von der auskomponierten Musik, detailliert gestaltet und ausgeschmückt.

Ich wollte, dass das Konzert und die Bilder etwas Besonderes und Neues für die Musiker*innen sind. Deswegen habe ich mich dazu entschieden die Bilder und die Geschichte erst am Konzert in die Noten zu integrieren. Es hat sich dann auch so eine Spannung und Neugierde aufgebaut, ich finde dadurch bekam das Konzert noch mehr Spontanität.

Die Geschichte, die Tobias Frey als „Noten“ gezeichnet hat, wurden nicht gezeigt. Wäre schade wenn sie nicht an die Öffentlichkeit kommen würden. Ist diesbezüglich etwas geplant?

Ich hatte eigentlich geplant, dass das Publikum am Ende nach vorne kommen kann um sich die Bilder anzuschauen und so ein Austausch entsteht. Leider kam es durch den Umbau nicht wirklich dazu. Es wird aber ein Video von dem Konzert geben, bei dem die Bilder eingeblendet werden.

Wie kam es zu der Auswahl der MusikerInnen???

Ich durfte Musiker aus der Stuttgarter Jazzscene, beziehungsweise IG-Jazz-Mitglieder vorschlagen. So entstand eine bunte Mischung aus Musiker*innen mit denen ich schon gespielt habe und auch neuen, die ich jetzt zum Glück kennen lernen durfte.

Welche Pläne hast Du für die nächste Zeit? Worauf können wir uns von Dir freuen??

Wahrscheinlich wird „Paperworks/Papierkram“ erstmal nicht mehr so bald aufgeführt werden, aber mit Tobias Frey habe ich das Projekt „Knaxvortex“, bei dem wir auch ein Graphic Novel von ihm live vertonen. Allerdings spielt Tobias dort auch selbst Gitarre und Didgeridoo  und die Bilder werden von Andreas Kustreba bearbeitet und auf eine transparente Leinwand vor uns projiziert. Olivier Biella macht das Quartett mit Kontrabass, Gitarre und Elektronik komplett.  Das kann man sich am 21.01.2023 19Uhr bei radioSCHAUen im Freien Radio für Stuttgart anschauen und anhören.

Eine Woche vor „Paperworks/Papierkram“ durfte ich bei der interdisziplinären  Tanz- und Musikperformance „Zerbrich mein nicht“ unter der Leitung von Johannes Blattner und Micha Schlüter mitmachen.  Das war inspirierende Arbeit und ich hoffe so etwas öfter machen zu können.

Ansonsten kann man sich im Internet mein Elektro-Duo „Fro“ mit Frank Brempel anhören, mit „fojgl“ sind 2023 Konzerte, auch im Rahmen unseres 20. Jubiläums, geplant: www.fojgl.de und auch mit meinem Elektro-akustischem Trio: Florian Vogel Trio beginnen wir nächstes Jahr ein neues Projekt. www.florianvogeltrio.de

Vielen Dank!

Das Interview führte Rainer Ortag

Sobald das Video der Uraufführung fertig ist werden wir hier einen Link dahin veröffentlichen

Portraits von Fried Dähn

Portraits von Judith Goldbach

Portraits von Steffen Hollenweger