Fola Dada und Joo Kraus – Open Air Tübingen

Fola Dada, voc
Joo Kraus, trumpet, fluegelhorn
Ulf Kleiner, rhodes
Joscha Glass, bass
Tommy Baldu, drums

Tübingen, 2.7.2021

Fola Dada und Joo Kraus mit Band beim Open Air der Liquid Kelter Tübingen 2021

Fola Dada bringt den Sommer nach Tübingen

Die Abendsonne wärmt den Platz vor der Tübinger Kelter und fast vibriert die Luft ein bisschen von all der Vorfreude der gut hundert Besucher*innen.

Es ist eine Art Wiederfinden, sagt Fola Dada, als sie die Bühne betritt. Ein Wiederfinden für sie selbst mit ihrer Band, aber auch das Wiederfinden dieses Live – Konzert – Gefühls, nach langen Monaten der Bühnen – Abstinenz mit allenfalls Livestream – Auftritten. Das gilt auch für`s Publikum: Zwar liegen da hinter der Bühne noch grün-braune Haufen aus vom Hagel gehäckselten Ästen, Blättern und Blüten, und natürlich sind Masken und Luca App die Alltagsbegleiter. Tatsächlich ist das Sich – Treffen, sich-auf-die-Musik-freuen zuerst fast noch ungewohnt. Aber gleich beim ersten Song, „Sisters and Brothers“ bleibt die Zeile „we save the world“ im Ohr. Die Welt retten, nicht gerade eine Kleinigkeit. Aber das Wunderbare ist, dass genau das passiert, zumindest für diesen Ort und in diesem Moment. Die Welt ist verändert, die Musik macht alles (vieles) wieder gut.

Groove is in my heart….

Vom ersten Ton an spielt Fola Dada und ihre Band mit einer Wärme, mit einem Groove und einer Zugewandtheit, die ihresgleichen sucht. Ulf Kleiner am Fender Rhodes und Orgel setzt markante Akkorde, lässt Töne und Melodien perlen, wechselt in verzerrte, spacige Sounds, lässt Band und Publikum  abheben. Joscha Glass am Bass und Schlagzeuger Tommy Baldu nehmen den Grundgroove auf, beschleunigen, verzögern, variieren, sind da, als verlässliche Basis. Manchmal scheint die Musik fast bis zur Unhörbarkeit zu verschwinden, um dann – mit mindestens doppelter Energie wiederzukommen. Joo Kraus, Funk- und Jazzlegende aus Ulm jagt seine Trompetenlinien – Stakkato – oder in weiten Bögen –  über Effektgeräte, swingt im klassischen Dämpfer – Sound, singt, rappt und ist die kongeniale Ergänzung zu Fola Dada selbst, die mit dieser Band viele eigene Stücke singt. „Earth“, „Bittersweet“, „what would we miss, if the world stops turning“, das sind ein paar Songtitel, alles überzeugende Mixturen aus Jazz, Rock und Blues, dargebracht mit ganz großem Herz und jeder Menge Soul. Fola Dada und ihre Band, das sind ganz viele Gänsehaut – Momente. Einer der schönsten, als das Publikum zuerst zaghaft, dann aber doch irgendwie verlässlich den Bob Marley Song „waiting in vain“ mitsingt.

Groove is im my Heart“ – so hat die Stuttgarter Sängerin (Mutter aus dem Schwabenland, Vater hat nigerianische Wurzeln) vor einigen Jahren das Projekt genannt, das – wie sie sagt – inzwischen ihr „Herzensprojekt“ ist. Niemand im Publikum kann und will sich dieser echten Herzlichkeit, dieser Offenheit, dem Sound und Fola Dadas Stimme entziehen, nein, es verbreitet sich sowas wie eine große Dankbarkeit, hier und jetzt dabei sein zu können.

Ganz konkreter Dank gilt für diesen Abend natürlich auch dem Tübinger Bassisten Joscha Glass, der zusammen mit dem Wirt der Kelter und anderen Unterstützern dieses Konzert organisiert hat. Und auch wenn`s stressig war: Das Wiederfinden, die Wiederentdeckung des Live – Konzert – Gefühls ist geglückt. Hier standen nicht fünf Musiker*innen auf einer Bühne, hier hat eine lebendige Band zwei Stunden Sommer geschaffen.

Tom Hagenauer

Interview mit Fola Dada und Joscha Glass nach dem Konzert

Portraits von Fola Dada

Portraits von Joo Kraus

Portraits von Ulf Kleiner

Portraits von Joscha Glass

Portraits von Tommy Baldu