Amy Macdonald bei der jazzopen Stuttgart

Amy Macdonald, vocals, guitar
Tom Kirkpatrick, keys
Ben Lyonsmyth, guitar
Henry Bowers, piano
Jimmy Sims, bass
Adam Falkner, drums

Stuttgart, 19.9.2021

Amy Macdonald bei der jazzopen am Schlossplatz in Stuttgart 2021

Amy Macdonald umarmt Stuttgart

Einerseits: Kann es eine charmantere Botschafterin Schottlands geben? Andererseits: Wo ist der Jazz? Und warum wird hier auf eins und drei geklatscht? Anyway. Auf der Bühne steht eine nahbare und symphathische Künstlerin, die ihre Sprache offenbar gefunden hat und überdies – wo wir schon bei Sprache sind – in ihren Ansagen ein beeindruckend schottisch gefärbtes Englisch spricht.

Support für Amy Macdonald kommt von Sängerin Jazz Morley, die mit ganz kleinem Besteck angereist ist: Ihre Band besteht gerade mal aus dem Drummer Max Lauder und Keyboarder Dan Bingham. Sie trägt ihr ambitioniertes Set im Singer/Songwriter-Genre vor dem sich füllendem Schloßhof vor. Unbemerkt sind ihre Qualitäten nicht geblieben, das Publikum goutiert ihr Programm zunehmend und klatscht sie zu einer Zugabe nach vorn, zu der sie sich selbst am Piano begleitet.

Es gab eine Zeit im Leben des Autors, in der Amy Macdonald zum täglichen Soundtrack beitrug. Der kam aus dem Kinderzimmer der Tochter, die das Debütalbum This Is The Life innig liebte. Als Vater eines Teenagers kann einem gewiss schlimmeres widerfahren. Jetzt also spielt die schöne Schottin mit ihrer Band live auf dem Schloßplatz in Stuttgart. 

Eröffnet wird das Konzert mit einem rockenden We could be so much more, und schon nach dem hymnischen Hudson sind Musiker und Publikum gut eingeklinkt. Die Band spielt solide (mit Verve: Drummer Adam Falkner) und rollt der Sängerin den Teppich aus, auf dem sie sich sicher bewegt. Mit Mr Rock & Roll greift sie auf einen Song ihrer ersten CD-Produktion zurück, der vom Publikum genauso begeistert gefeiert wird wie das gut losmarschierende Poison Prince und der Singlehit This Is The Life, die sie im Verlauf des Abends noch spielen sollte.

Ruhigere Passagen mit akustischen Instrumenten (4th Of July, Feed My Fire) und ein Duo mit ihrem Pianisten Henry Bowers-Broadbent (Never To Late) addieren andere Facetten zum Programm Macdonalds. Interessant auch ihr Geplauder aus dem Nähkästchen und ihr großes Lob für den Veranstaltungsort. Well said! Dass die Band ihrer Frontfrau auch mal ordentlich einheizen kann, darf man bei Statues erfahren. Und endlich, endlich ganz zum Schluss darf Gitarrist  Ben Lyonsmyth auch mal für einen kurzen Moment von der Leine. Let´s Start A Band heißt die letzte Zugabe, und damit war die Bühne frei für LP.

Das komplette Auftritt von Amy MacDonald kann übrigens noch eine geraume Weile in der ARTE-Mediathek angesehen werden.

Wolfgang Fricke

Portraits von Amy Macdonald

Nach der Pause auf der selben Bühne: LP (Laura Pergolizzi)