Wolfgang Haffner Trio feat. Thomas Quasthoff, Nils Landgren bei den Theaterhaus Jazztagen 2025
Wolfgang Haffner (dr)
Simon Oslender (keys, p)
Thomas Stieger (b)
Special Guests:
Thomas Quasthoff (voc)
Nils Landgren (tb)
Stuttgart, 19.4.2025
Haffners Happy Birthday
Jetzt wird er 60, der Wolfgang Haffner. Schnell wäre das gegangen, sagt er, eben noch hätte er all die Jubiläumstouren der Kollegen begleitet und sich weit von diesem ominösen Alter entfernt gewähnt. Nun also ist er selbst soweit. Würde er heute die Sticks beiseite legen und nur noch Rosen züchten, er hätte in diesen 60 Jahren schon unendlich viel erreicht. Illuster und zahlreich sind seine Mitspieler. Alle sind sie voll des Lobes über diesen sensiblen, vielseitigen, kraftvoll agierenden Drummer. Seine diesjährige Jubiläumstour führt ihn auch nach Stuttgart, wo er sein Trio um den phänomenalen Thomas Quasthoff und um den fantastischen Nils Landgren erweitert hat, auch diese beiden langjährige Freunde und Begleiter. Der Autor hat sich an diesem Abend im Theaterhaus jedenfalls hervorragend akustisch betreut gefühlt und hat gerne mitgefeiert.
Bevor es aber losgeht mit dem Wolfgang Haffner Trio und seinen Gästen, lässt es sich Werner Schretzmeier, Doyen des Hauses, nicht nehmen, warme Worte an das Publikum zu richten. Er lobt die Vielfalt des Jazz (wovon im Folgenden einiges zu hören sein wird) und ermahnt die Besucher, das Filmen mit den Telefonen zu lassen (finden alle gut, gemacht wird´s trotzdem). Danach betritt der Jubilar die Bühne erst ein mal allein: der alte Mann und sein Filzschlegel… aber wir wollen ja nicht despektierlich werden! Der trockene Tombeat klingt jedenfalls recht juvenil, wird immer dichter und komplexer und nutzt das melodische Potential des Kits mehr und mehr aus. Fulminant ist das, und es endet mit lustig leuchtenden Quietschhämmern aus dem Fernost-Versand, die er auf seinen Oberschenkeln spielt. Damit hat er uns schon mal gleich im Sack.
Auftakt für diesen beeindruckenden Abend
Haffner ist aber nicht nur ein Unterhaltungstalent, dass auch eloquent über sein Musikerleben, seine Weggefährten und über das Älterwerden plaudert. Er ist vor allem ein vollblütiger Drummer, der mit den hinzugekommenen Kollegen Thomas Stieger am Bass und Simon Oslender an den Tasten ein fettes musikalisches Brett im feinsten Fusion-Idiom auf die Bühne stellt. Das allein schon hätte jeden Cent des Eintritts gerechtfertigt, war aber nur Auftakt für diesen beeindruckenden Abend. Denn mit Nils Landgren und Thomas Quasthoff betreten noch zwei weitere Akteure die Bühne, die mit ihrer Persönlichkeit und ihrer Virtuosität frappieren. Den Titel I’ll be your baby tonight wird man in solch tiefen Registern und so zärtlich wie von Quasthoff dargeboten nur selten hören. You are so beautiful, gesungen von Quasthoff wie von Lundgren, der auch ein Posaunensolo einbringt, weist die Band als supersensible, sparsam agierende Begleitung aus.
Und bevor alles im Saal komplett dahinschmilzt, reisst das Quintet das Ruder herum und drückt I can´t stand the rain ins Auditorium, ein angezerrtes Rhodes-Solo von Oslender inklusive. Aber das sind nur einige Titel, die eine überaus anregende Wiederbelebung erfahren. I want a woman just like you, Stevie Wonders If it’s magic, Same old story, same old song, I will survive: Alles fantastisches Songmaterial. Nils Landgren, Skandinavier und sonst eher ein zurückhaltender Akteur, wird zur Rampensau, Thomas Stieger schiebt die Band mit Jaco-artigen Figuren auf seinem Bass in einer Nummer nach vorn, die sehr an Zawinuls Weather Report erinnert. Superb!
Letztes Stück des Abends, Have a little faith in me, zeigt nochmals die Klasse Quasthoffs. Der Growl, die Intensität, dieses unglaubliche Volumen: Das ist in diesem Genre einzigartig. Toller Abend, fantastische Combo, klasse Geburtstagsveranstaltung. Gratulation, Wolfgang Haffner!
Portraits von Wolfgang Haffner
Portraits von Simon Oslender
Portraits von Thomas Quasthoff
Portraits von Nils Landgren