Tone Gallery „Do Albert Mangelsdorff“ im Club Voltaire Tübingen 2023

Steffen Weber – Tenor- und Sopransaxophon
Bastian Ruppert – Gitarre
Jan Dittmann –
Kontrabass
Holger Nesweda –
Schlagzeug

Tübingen, 8.2.2023

Never let it end!

Das Quartett Tone Gallery konzertierte mit seinem aktuellen Programm „Do Albert Mangelsdorff“ beim Jazzclub Tübingen im Club Voltaire

Die wirklich tolle Musik von Albert Mangelsdorff wird heute recht wenig gespielt. Das wollten wir mit unserem Quartett Tone Gallery ändern“, so Schlagzeuger Holger Nesweda, der Mangelsdorff einst persönlich begegnete. Tone Gallery, das sich nach seinem Projekt mit der Musik den Pianisten Lennie Tristano nun mit dem Werk Albert Mangelsdorffs beschäftigt, waren nun wiederholt zu Gast beim Jazzclub Tübingen.

Die vier Musiker von Tone Gallery adaptieren die musikalische Arbeit des Frankfurter Posaunisten Albert Mangelsdorff (1928 bis 2005) in ihrer Weise und transformieren eine Auswahl seiner Stücke, seiner Motive (u.a. Jan Dittmann am Kontrabass mit dem Beginn des Titels „The Very Human Factor“) oder Zitate daraus („Never Let it End“) in eigene, neue Kompositionen.

Erster ersichtlicher Unterschied, auch wenn man die Musik des Posaunisten Mangelsdorffs nicht genauer kennt: bei Tone Gallery ist weit und breit keine Posaune am Werk. Stattdessen ein Quartett in der Besetzung Tenor-/Sopransaxophon – gespielt von Steffen Weber, der die erweiterten Mangelsdorffschen Linien präzise mit E-Gitarrenlinien von Bastian Ruppert vereint. Die Intervallsprünge der Melodielinien passen genauestens hinein in das Geflecht von Kontrabass – bei diesem Konzert in Tübingen war Jan Dittmann statt Hans Glawischnig am Kontrabass zu erleben – und Schlagzeug, an dem Holger Nesweda bewies, wie luftig und dennoch pulsierend ein Beat auf dem Drumkit klingen kann.

Hört man Musik von Albert Mangelsdorff solo oder mit seinen Bands oder Ensembles, findet man die Charakteristika in den heutigen Kompositionen von Tone Gallery wieder: sei es das präzise, vielleicht anfangs nüchtern oder spröde wirkende Element der Musik Mangelsdorffs, seien es die auf den Punkt genau rhythmisch fokussierten Motive (siehe aus dem Titel „Die Meise vorm Fenster“) oder auch die wunderbar jähen Enden einiger Stücke, die den Hörer – einen kurzen Moment verblüfft – in einem kurzen vermeintlich stillen Vakuum zwischen Musik und Applaus stehen lassen, in dem jedoch noch die Vibration des Schalls nachhallt (u.a. in Tone Gallery’s Adaptation des Stücks „Ant Steps on an Elephant’s Toe“).

Keine Posaune, sondern Saxophon, nicht solo, sondern im Quartett, nicht lustig – wie die Musiker anfangs selbst betonten – aber gewitzt! Und die Stücke aus dem Programm „Do Albert Mangelsdorff“ von Tone Gallery gibt’s nun nicht nur auf ihrer momentanen Tour 2023 live zu hören, sondern auch auf einem frisch gepressten Album als CD mit der Meise vorm Fenster auf dem Cover als Hommage an die Mangelsdorffsche Komposition, an das Mangelsdorffsche Lebenswerk – nun, da kann der Musikfrühling klangbildlich nun sehr gerne kommen.

Anna Ohlmann

Portraits von Steffen Weber

Portraits von Bastian Ruppert

Portraits von Jan Dittmann

Portraits von Holger Nesweda