Tankus am Schlossplatz bei den jazzopen Stuttgart 2025
Jaz Delorean – vocals, piano
Jack Price – guitar
Joao Mello – saxophone
Russell Evans – trombone
Dan Hipkin – bass
João Taborda – drums
Stuttgart, 10. Juli 2025
Vom „Wohnzimmer BIX“ auf die große Bühne
Irgendwie sind es die Lieblinge in der Stuttgarter Jazz- und Musikszene und Jazz-Open-Chef Jürgen Schlensog gibt auch bei seiner Ansage zu, dass diese Londoner Band zu seinen Lieblings-Acts gehört. In den letzten drei Jahren gaben sich die englischen „Gonzo-Rock`n-Roller“ schon mehrfach die Ehre in der schwäbischen Metropole. Bei ihren letzten beiden Auftritten im Jazzclub Bix, die jeweils ausverkauft waren, räumten Frontman Jaz Delorean und seine Mitstreiter mächtig ab und brachten den kleinen Club zu kochen (siehe Kritik Dezember 2024).
Auch auf der großen Bühne springt der Funke über
Natürlich stellte sich die Frage, ob das auf der monumentalen Bühne am Schlossplatz genauso funktioniert wie in einem Club mit 150 Fans. Fact ist, dass der Stehbereich weitaus mehr gefüllt ist als bei den üblichen Vorbands, die meist auch so gegen 18 Uhr ihr Programm starten. Es scheint sich rumgesprochen zu haben, dass diese englische Band etwas ganz anderes bietet, als das was man so im Allgemeinen unter Jazz, Funk, Soul- oder Rockmusik versteht. Als Frontman Delorean alleine die Bühne betritt ist man einerseits verwundert, auf der anderen Seite gespannt. Wo ist der Rest der Truppe? Hier soll doch gleich die Post abgehen, oder? Gegenüber den letzten Auftritten ein völlig neuer Beginn und Delorean grinst ins Publikum und bemerkt, dass er jetzt erstmal eine ruhige Ballade darbieten möchte. Es beginnt sanft und ruhig, doch seine raue Stimme ergreift einen sofort mit ihrer Intensität, da reicht das E-Piano, dass von ihm in allen möglichen Variationen malträtiert wird, als Begleitung. Er kippt das Instrument immer wieder und lässt es wieder auf den Bühnenboden krachen, er spielt im knieen, steigt gelegentlich auf das Instrument, spielt liegend von oben, um dann Sekunden später beim Sprung von seinem buntbemalten Instrument meterhoch durch die Luft zu segeln. Der Mann ist sportlich und hat neben seinen stimmlichen Qualitäten, auch noch exzellente körperliche Voraussetzungen um solch einen Sprung unbeschadet zu überstehen. Er hat das Publikum bereits in seinen Bann gezogen und auf seiner Seite als der Rest der Band die Bühne betritt.
Kurz, Knackig und begeisternd – wir sehen uns in der Sparda-Welt
Und sofort wird mit der gewohnten Art und Weise wie man es von Tankus gewöhnt ist, Vollgas gegeben. Für viele auf dem inzwischen rappelvollen Schloßplatz, ist dieser Sound was völlig Neues und nicht einzuordnen. Ein wilder Mix aus Jazz, Rock, Punk, Fusion und anderen Musikstilen. Wenn man es unbedingt in eine Schublade legen müsste, könnte man das Ganze vielleicht als „New-Orleans-Fusion-Punkrock“ bezeichnen. Die Band arbeitet, bis auf den zurückhaltenden Bassisten Dan Hipkin, mit vollem Körpereinsatz. Bei Drummer Joao Taborda hat man gar die Befürchtung, dass er sich bei seiner Art des Schlagzeugspiels schwer verletzen könnte und das Rote Kreuz jenseits der Bühne zu seinem ersten Einsatz kommt. Es ist diese rasante Mischung, die das Publikum fesselt und ebenfalls zu körperlichem Einsatz zwingt. Es wird „geheadbangt“ und getanzt was das Zeug hält und der Sound der Band hat auch wirkliche Qualität, was auch die Blues-Rock-Fans, die wegen Bonamassa und Sheperd angereist sind, zu stürmischen Applaus hinreist. Einen stimmungsvolleren Auftakt, für diesen, vorwiegend dem Blues gewidmeten Abend, kann man sich kaum vorstellen. Einziges Manko, nach vierzig Minuten ist leider, auf Grund des eng getakteten Zeitplans, Schluss. Viele hätten sich mehr gewünscht, was an der Reaktion der Zuschauer erkennbar ist, aber es gibt ja noch eine Fortsetzung. Delorean macht nochmal richtig Werbung für den Auftritt, der zwei Tage später in der Spardawelt stattfindet und so manch einer der an diesem Abend „angezündet“ wurde, wird sich wohl dann in dieser etwas kleineren Location einfinden, um die ganze Wucht eines Tankus-Auftrittes in voller Länge zu erleben.
Harald Kümmel
Unsere Fotogalerie zur jazzopen 2025
Fotogalerie: jazzopen Stuttgart 2022 – mit Tankus









