Ida Nielsen und die Funkbots im Jazzclub BIX Stuttgart 2025

Ida Nielsen, voc, b,
Kuku Agami, voc, rap,
Oliver Engqvist, voc, gi,
Unge Jens, dr
Stuttgart, 7. Mai 2025
Die lächelnde „Bass-Princess“ und ihre „Funky-Brothers“
Als die „Bass-Princess“ an diesem Abend mit ihrem unwiderstehlichen Lächeln die Bühne im ausverkauften BIX betritt, hat sie das Musikvolk, dass ihr lauschen wird eigentlich schon „im Sack“, wie man so schön sagt. Vom ersten Ton an fragt man sich warum ist hier eigentlich der Saal bestuhlt, denn sitzen ist bei diesem “Funk-Gewitter“, dass in den nächsten 2 Stunden auf die Zuhörer einprasselt nahezu unmöglich. Was Nielsen und ihr Gefolge an diesem Abend raushauen ist pure Bewegungsmusik allererster Güte. Ida Nielsen begann mit 16 Jahren Bass zu spielen und studierte, wie es sich für eine Prinzessin gehört am Königlich Dänischen Konservatorium und schloss ihr Diplom mit dem E-Bass als Hauptinstrument ab.

Nach einer musikalischen Odyssee durch verschiedenste musikalische Strömungen landete sie 2010 bei PRINCE. Sie wurde Mitglied seiner Begleitband „The New Power Generation“, wo sie sang und Bass spielte. Die Zusammenarbeit dauerte bis zu seinem Tod im Jahre 2016 an. Nielsen sagt über die sechs intensiven Jahre: „Spielen mit Prince war die magischste musikalische Reise meines Lebens“.
Die Multi-Instrumentalistin, die „slappt“ und rappt
Nach dem sechsjährigen musikalischen Abenteuer bei Prince, fokussierte sie sich wieder auf ihre Solokarriere. 2019 und 2023 wurde sie neben Stanley Clarke und Marcus Miller zu den zehn besten und einflussreichsten Bassist/innen gewählt. Inzwischen hat Nielsen sechs Soloalben veröffentlicht, ihr letztes „More Sauce Please!“ erschien 2023. Hier kombiniert sie, wie auch an diesem Abend im BIX knallharte Funkbeats, geschicktes Rappen mit ihrem virtuosen Slap-Bass-Spiel, dazu fließen eingängige Pop-Hooks nahtlos mit ein.

Kaum jemand beherrscht das „Slappen“ am Bass so perfekt wie die Dänin. Diese unwiderstehliche Art den Bass zu „schlagen“ hat einfach einen coolen Klang und man tut niemanden weh, meint die Bassistin. Ihre Welt ist die Bühne, und man merkt wie wohl sie sich zusammen mit ihren Funkbots bei ihrem Auftritt fühlt. Das Lächeln scheint wie dauerhaft in ihr Gesicht gemalt und sie ist ständig in Bewegung und in Kontakt mit ihren Musikern und dem Publikum. Für sie ist Funk das beste Genre von allen, abseits aller Trends. Deshalb hatte sie wohl bisher auch keinen richtigen Chart-Hit, weil sie sich einen Teufel darum schert was gerade angesagt ist. Die musikalische Range der Dänin ist breit, Neben der Grundbasis Funk, haben Rock-, Soul-, HipHop und Reggae-Einflüsse auch ihren Platz. „Ich mache Musik die mir liegt für Menschen die ich mag und spiele auf Bühnen in der ganzen Welt“, ist eine ihrer Kernaussagen. Tight muss es halt sein. Der Bass. Der Funk und der Groove.

Ida macht das schon, da gönn ich mir mal einen Whiskey
Achja, neben der strahlenden Funk-Prinzessin gabs ja noch drei Herren auf der Bühne, die meist relativ unauffällig agierten, aber durchaus auch ihre Qualitäten zeigen konnten und mit der gleichen Freude am Werke waren. Kuku Agami rappte was das Zeug hielt und gesellte sich in seinen Pausen gelegentlich an den Pressetisch zu uns um einen Schluck Whiskey zu sich zu nehmen, während die „Chefin“ auf der Bühne wieder eines ihrer fulminanten Solos raushaut. Gitarrist Oliver Enqvist ist bemüht gelegentlich den „Prince-Guitar-Style“ mit einzubringen, was zumindest im letzten Teil bei der kurzen musikalischen Hommage für den verstorbenen amerikanischen Musiker gelingt, als er mit seiner Fender-Gitarre durch das Publikum wandelt. Unge Jens an den Drums agiert verlässlich und liefert den rhythmischen Unterbau für das bassgeprägte Soundgebilde der Inga Nielsen.

Es gibt Momente an diesem Abend, da hält es trotz Bestuhlung keinen mehr auf den Sitzen, es funkt, rappt und rockt an allen Ecken und Enden. Es gibt nur wenig Momente die ruhig sind und zum durchatmen einladen. „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“, mit diesem deutschen Kalauer leitet die Dänin nach knapp 2 Stunden bester musikalischer Unterhaltung, das Ende des Abends ein. Nach einem wiederum einzigartigen Bass-Solo klingt das Konzert mit dem etwas ruhigerem Song „Free Your Mind“ besinnlicher aus und alle, von diesem Bass-Funk-Rap-Gewitter „geflashten“ Zuschauer dürfen sich erstmal zurücklehnen und entspannt durchatmen.
Harald Kümmel
Portraits von Ida Nielsen