Bebelaar/Godard/Cagwin/Kroll/Beck im Sudhaus Tübingen 2025
Patrick Bebelaar – Piano, Kompositionen
Michel Godard – Tuba, E-Bass, Serpent
Jarrod Cagwin – Percussion
Frank Kroll – Sopransaxophon, Bassklarinette
Christoph Beck – Baritonsaxophon, Tenorsaxophon
Tübingen, 11.10.2025
Musik für alle Sinne
Eine brillante Formation um Patrick Bebelaar setzte zum Auftakt der Tübinger Jazz & Klassiktage mit „Pantheon“ ein strahlendes Ausrufezeichen!
Das Eröffnungskonzert hätte eindrucksvoller nicht verlaufen können. Der Große Saal des Sudhauses war bis auf den letzten Platz gefüllt, die Darbietung kaum zu toppen
Selten fehlen dem Schreiber dieser Zeilen die Worte, doch die Darbietung der Formation Bebelaar/Godard/Cagwin/Kroll/Beck ist ob ihrer Strahlkraft nahezu unbeschreiblich. Als „Neubauten auf Bachschem Fundament“ bezeichnet der Pianist und Komponist sein Werk, das bereits 2007 als CD erschien – allerdings in anderer Besetzung als am 11. Oktober im Sudhaus. Vor allem machen die beiden Woodwind-Bläser den Unterschied. Christoph Beck ersetzt quasi Fried Dähn (Cello) und bringt nochmal eine ganz andere Klangfarbe ins Spiel, wenn er mit Frank Kroll für Bläserschub sorgt. Für Carlo Rizzi (perc) ist nun Jarrod Cagwin am Werk und der leider viel zu früh verstorbene Herbert Joos (tp) ist leider unersetzlich.
Bach meets Jazz
„Bach meets Jazz“ heißt es im Programmheft. Die großartige h-Moll Messe hat den musikalischen Grenzgänger Bebelaar inspiriert und angeregt, als Kompositionsauftrag der Internationalen Bachakademie „Pantheon“ zu schreiben (2005). Das „klassisch“ gedankliche Konzept verbindet sich darin mit weltmusikalischen Ideen. Ein Miteinander der Kulturen und Religionen, die in der Musik friedlich und fröhlich hörbar gemacht werden sollen, stand als Grundidee für „Pantheon“ im Raum. So führt die musikalische Reise neben Klassik und Jazz als Inspirationsquelle auch immer wieder durch orientalische Gefilde. Ein langes meditativ-flächiges Piano-Intro leitet mit facettenreichem Spiel und schließlich Godards Begleitung auf E-Bass in erste Bläser-Licks über, gefolgt von Cagwins Rahmentrommel-Einsatz. Der spielt während des gesamten Konzertes so einfühlsam und fingerfertig ausschließlich auf diversen Rahmentrommeln, dass anderes Schlagwerk nie vermisst wird.
Im weiteren Verlauf wechselt Bebelaars Pianospiel zwischen zart und brachial und ist, wie man es von ihm kennt, virtuos mit großer Individualität. Beck und Kroll ergänzen sich mit einem breiten Klangspektrum und setzen ihre vielseitigen Skalen-Runs, strahlend und positiv, messerscharf in Szene. Godard, der wohl gefragteste europäische Tubist im Jazz, rundet die Bassnoten zusätzlich mit dem archaischen Serpent ab, einem Instrument aus der Zinken-Familie, das der menschlichen Stimme sehr nahekommt. Damit transportiert er orientalische Stimmungen auf unnachahmliche Weise.
Tänzerisch leicht, meditativ oder kraftvoll dissonant, die Formation brilliert jede Sekunde, als Kollektiv oder durch solistische Höhenflüge. Das schafft Gänsehautmomente und ergreift das Publikum im tiefsten Inneren, was am Ende mit donnerndem Applaus quittiert wird. Unter zwei Zugaben geht dann nichts und den verklärten Gesichtern zufolge, sind auch die meisten Besucher sprachlos!
Bernd Epple
Portraits von Patrick Bebelaar
Portraits von Michel Godard
Portraits von Jarrod Cagwin
Portraits von Frank Kroll
Portraits von Christoph Beck














