Konzerte

Manon Mullener Quintet im Club Voltaire Tübingen 2025

Manon Mullener, Piano
Mario Alonso, Saxophon
Pere Molines, Posaune
Rodrigo Aravena, E-Bass
Lucien Mullener, Drums

Tübingen, 9. April 2025

Stories voller Rhythmus aus Havanna, New York & Fribourg

Wenn in diesem Frühling trotz frühlingshafter Temperaturen die Weltlage weiterhin in düsterer Grundstimmung verharrt, da kann einem eigentlich kaum Besseres widerfahren als ein Konzert des Manon Mullener Quintett das einem so quasi als Geschenk aus heiter bis bewölktem Himmel begegnet. So geschehen in der winkligen Tübinger Altstadt im Club Voltaire, in dem an diesem Mittwochabend kurz nach halb neun eine strahlende Sonne aufging. Manon Mullener lächelt nicht, sondern sie lacht, und sie nimmt sofort alle im Publikum mit, keine Chance, sich zu entziehen.

Von den ersten Tönen, vom ersten Song an bestimmt Salsa, Son – und andere Latin – Rhythmen die Gangart, und lässt ein heißes Quintett von der Leine. Klar, natürlich im Zentrum, sie, Manon Mullener selbst, `Dynama`, 27 Jahre als, aus Fribourg, aber musikalisch zuhause auch in Havanna oder in New York. Aber die Band, dieses Quintett, mit dem sie seit gut zwei Jahren unterwegs ist, das ist eine elektrisierende, und bunte, gleichzeitig routinierte und einfallsreiche Combo, die keine Sekunde Langeweile zulässt. Manon Mullener lässt ihr Piano rollen, schaukeln und swingen, ist unermüdliche Ideenproduzentin initiiert immer wieder neuer Figuren für ihre ebenso bestechend präzise, farbenfrohe und phantasievolle Band. Kongenial an den drums agiert Bruder Lucien Mullener, zieht zusammen mit Rodrigo Aravena am e – Bass den Groove an, oder variiert, versetzt, verzögert den Havanna – Express. Dazu die beiden Bläser, Posaunist Pere Molines und Mario Alonso aus Peru am Saxofon, die gefühlt wie eine ganze Bigband klingen. Breiter und weiter Sound auf der engen Tübinger Bühne, großartig dieses Quintett, das den Club Voltaire zum Vibrieren bringt.

Geschichten aus der ganzen Welt

Im Zentrum die Bandleaderin: Bestechend ihr brillantes, rhythmisches und melodisches Pianospiel, ihr entwaffnender Charme, mit dem sie immer und jederzeit fokussiert erzählt, was hinter der Musik steht. Damit gemeint sind die `Stories`. Die sind zunächst diese acht Kompositionen, also die (Instrumental-) – Stücke aktuellen Albums `Stories`, die im auch den Großteil des neuen Live – Programms ausmachen.

Diese Stories, das sind auch echte und wahre Geschichten. Geschichten, die Manon Mullener selbst erlebt hat, die sie aufgeschrieben hat. Da gibt’s die Geschichte eines Taxifahrers aus dem Norden Mexicos oder die der Vintage Laden – Besitzerin in New York, die ihr plötzlich ein Fremder einen 20 – Dollar – Schein zurückbringt; erzählt dass er ihr viele Jahre zuvor etwas gestohlen hatte, und sich jetzt, Jahre später, entschuldigen will. Auf der CD sind kurze atmosphärische Originaltöne der Menschen zu hören, die Manon Mullener auf ihren Reisen getroffen und aufgenommen hat. Auf der Bühne werden die Geschichten lebendig, wenn die Pianistin zu erzählen beginnt, wenn sie zwischen den Musiktiteln über diese Begegnungen berichtet. Das Ganze ist aber keine komplizierte Konzeptkunst, sondern ist Teil der fließenden, groovenden Musik von Manon Mullener, eine vielseitige Künstlerin, die mit Musik Geschichten erzählen kann. Das sind Geschichten, die auf`s Publikum überspringt, Geschichten, die New York, Fribourg oder Havanna lebendig werden lassen, und in denen sich vielleicht auch eigene Erlebnisse und Geschichten der Zuhörer*innen mischen kann.

Leichtigkeit und tiefe Freude

Manon Mullener ist in einer Musikerfamilie in Fribourg (CH) aufgewachsen, hat mit vie Jahren begonnen, Klavier zu spielen und hat in Havanna und New York gelebt, um ihre Kenntnisse zu vertiefen. Für das aktuelle Album `Stories`, das in New York aufgenommen wurde, hat sie zusammen mit der Künstlerin und Grafikerin Mathilde Ducrest zusätzlich zur Musik ein Geschichten- und Bilderbuch veröffentlicht.

Jetzt ist Manon Mullener mit ihrem Quintett und mit ihren Geschichten unterwegs. Auftritte in Clubs genauso wie auf renommierten Festivals – jede Menge begeisterte Zuhörer*innen und Kritiken. Frühjahr 2025, Club Voltaire in Tübingen: Auch wenn`s in den Geschichten durchaus melancholische, sogar traurige Momente gibt – die Musik ist lichtdurchflutet und atmet. Die Band schüttet ein Füllhorn von Melodien und Rhythmen aus, und die Freude an ihrer eigenen Musik, an ihrem Zusammenspiel, überträgt sich auf den Raum, und natürlich das Publikum. Gemeinsamer Groove, phantasievolle Soli oder Duos – scheinbar mühelos bringt der tänzerische Groove dieser Geschichten von Manon Mullener und ihrer Band das Kunststück zustande, tiefe Freude mit Leichtigkeit zu verbinden. Und da es eng ist im (wieder mal) ausverkauften Club Voltaire und die Tanzfläche äußerst beschränkt – trotzdem haben alle getanzt, an diesem Abend. Die meisten im Sitzen, aber das hat wunderbar funktioniert. Ehrlich! Wir waren dabei, und wenn wir an diesen Abend denken, tanzen wir immer noch…

Tom Hagenauer

Portraits von Manon Mullener