The Groove Projekt in der Zehntscheuer Schönaich 2025
Christoph Neuhaus (Gitarre)
Klaus Graf (Alt-Saxophon)
Thomas Bauser (Hammond)
Johann Polzer (Schlagzeug)
Schönaich, 7. Juni 2025
Mit dem Groove Projekt wieder mal ein Ass aus dem Ärmel geschüttelt
Die Bassistin Judith Goldbach setzt in ihrer Heimatgemeinde Schönaich musikalische Duftmarken und schafft es, dank ihrer Kontakte zur BW-Jazzszene, die Jazzperlen des Landes in die Zehntscheuer zu locken
Das Format Jazz in der Zehntscheuer der Musikschule Schönaich hat eingeschlagen, soviel steht fest. Die künstlerische Leiterin Judith Goldbach kann sich auf ihr Musiker-Netzwerk verlassen und präsentiert am Samstag, den 7. Juni mit Christoph Neuhaus (Gitarre) und Klaus Graf (Alt-Saxophon). gleich zwei Landesjazzpreisträger. Zusammen mit Johann Polzer am Schlagzeug und Thomas Bauser an der Hammond bilden sie an diesem Abend das Groove Projekt mit welchem vom Veranstalter die Hammond Jazz Night angekündigt wurde. Rund 100 Besucher füllten die Zehntscheuer; am Pfingstwochenende nicht selbstverständlich, doch Qualität spricht sich herum! Mit der funky Auftakt-Nummer Put IT beschnuppert sich das Quartett improvisatorisch zunächst noch ein wenig, bevor es mit Spaß und Präsenz in die Vollen geht.
Rockige Gitarrenlicks vom Feinsten, das erste Hammmond-Solo, lächelnde Blickkontakte, ein knackiges Altsax und innovative Drumfiguren zeigen bereits an, wo es an diesem Abend lang gehen sollte: Spielfreude pur! Das Hammond-basierte Golden Daze setzt zunächst Neuhaus mit gitarristischen Intervallsprüngen in Szene, wie auch Bauser mit seinem singenden Leslie-Sound. Weiter werden mit zweistimmigen Unisono-Passagen (Neuhaus/Graf) Akzente gesetzt, garniert mit schönen Fills. Die Landesjazzpreisträger spielen sich hernach die Bälle zu, die jeweils gerne aufgenommen und weiter verwertet werden. Auf der Speisekarte steht nachfolgend ein funky Carrot Cake, als Sahnehäubchen: artistische High Note Schmankerln zu denen sich Skalenheld Graf meisterlich aufschwingt. Sentimental Reason trifft mitten ins Herz. Grafs Sanborn-like schöner Ton und wunderbare Gitarrenausflüge finden punktgenau zusammen. Ballade als Spielwiese, von der man, wie auf Adlers Schwingen abheben darf. Das Stück atmet Ruhe und Verdichtung bis zur kochenden Hammond und schreiende Sax-Highnotes – Spaßfaktor Hoch Zehn!
Die Besucher sind entzückt!
In der nachfolgenden Pause gehen viele mit verklärten Gesichtern mal frische Luft schnappen um dann bei Teil Zwei des Abends in den Zufluchtsort Zehntscheuer zurückzukehren. Swinging At The Haven von Ellis Marsalis, dem Papa der beiden Marsalis-Brüder, eröffnet den Reigen, der sich mit einem funky Do It Like Eddie weiter hochschaukelt. Dann darf Polzer mal zeigen wo der Drum-Bartel den Most holt. Locker vom Hocker trommelt er bei Tune 88 komplizierteste Patterns auf Felle und Becken. Die Besucher sind entzückt! Song for Bilbao heißt das Grande Finale, bei dem alle nochmal ordentlich Gas geben. Mit der Metheny/Brecker Nummer hinterlassen alle Musiker nochmals ihre Visitenkarte und es wäre eine beeindruckende Schlussnummer gewesen, wenn – ja wenn niemand eine Zugabe gewollt hätte. Offensicht- und hörlich will man den Musikern jedoch noch keinen Feierabend gönnen., auch wenn der Trommler im Eifer des Gefechts während der letzten Takte seine Fußmaschine kaputtgetrommelt hat. Schnell repariert, intonieren die vier Herren sehr gerne eine höchst hörenswerte Interpretation von Stings Fragile. Dahinschmelzballade, die Zweite!
Und immer noch nicht genug für das Publikum. Erst nach der zweiten Zugabe Game On gönnt man den Akteuren ihr wohlverdientes Feierabend-Bier.
Fazit: Auf Goldbachs Riecher ist wirklich Verlass. Die Band hat alle Erwartungen an diese hochkarätige Besetzung erfüllt: Das Groove Project groovt(e)! – und man darf sich schon auf den 18. Oktober freuen, wenn der Karlsruher Saxophonist Peter Lehel (ebenfalls Landesjazzpreisträger) mit seinem Peter Lehel Quartet die Zehntscheuer jazzen wird.
Bernd Epple
Portraits von Thomas Bauser
Portraits von Klaus Graf
Portraits von Christoph Neuhaus
