Omer Avital bei den jazzopen Stuttgart 2018

Omer Avital, bass
Eden Ladin, keys, piano
Asaf Yuria, saxes
Alexander Levin, tenorsax
Ofri Nehemya, drums

Stuttgart, 18.7.2018

Und noch ein Bassist! Der tanzende Romantiker

Während auf dem Schlossplatz noch der Topact Jamiroquai sein Konzert gab, trat im BIX der aus Israel stammende und in Amerika lebende Omer Avital mit seiner Band auf. Da Jamiroquai bei den Stuttgarter jazzopen wohl eher zum Open-Teil gehört stellte er keine Konkurrenz für den Jazzmusiker dar – trotz recht subtropischen Verhältnissen war der kleine Klub restlos voll und das Publikum kam bei diesem Konzert voll auf seine Kosten.

Die Kombination aus technischer Brillanz und deutlich sichtbarer Freude am Musizieren sorgten bei diesem Auftritt für durchweg gute Laune. Der 1971 geborene Avital brilliert auf seinem Instrument nicht durch ausgefallene Spieltechniken, er hart der Entwicklung des Jazz keine neuen technischen Elemente hinzugefügt – er ist einfach nur gut! Er überzeugt durch ausgesprochen gefühlvolles Spiel und mit einer wundervollen Kombination von traditionellen Musikelementen mit solidem Jazz, der mitunter sehr wild und frei wird. Anklänge von Klezmer mischen sich mit südamerikanischen Rhythmen und immer wird deutlich, dass Avital sich mit den musikalischen Traditionen der globalisierten Welt beschäftigt hat. Sein Talent als Komponist und Arrangeur sorgen dafür, dass die Musikstücke immer wieder überraschend und nie abgedroschen wirken.

Eine ausgezeichnete Band

Die Musiker, die er um sich geschart hat, sind allesamt jeder für sich eine Reise wert. Eden Ladin am Piano legte biografisch den umgekehrten Weg zurück wie Avital – in New York geboren lebt er heute in Tel Aviv. Neben seinem ausgezeichneten Spiel für die Band zeigte er in einem langen Solo, dass er eine Ausbildung als klassischer Pianist genossen hat: Passagen hörten sich an wie Stücke von Chopin und trugen wesentlich zum romantischen Aspekt des Abends bei. Der junge Schlagzeuger Ofri Nehemya, den man hier und da auch mit anderen israelischen Musikern hören kann, war wieder einmal eine Klasse für sich und er trug gemeinsam mit den beiden Saxophonisten wesentlich dazu bei, dass das Konzert insgesamt sehr spontan, dynamisch und energiegeladen wurde. Alexander Levin am Tenorsaxophon und Asaf Yuria am Tenor-, meist jedoch am Sopransaxophon verausgabten sich vollständig und wurden von den Zuhörern frenetisch gefeiert.

Und als Leiter und Solist immer der lebensfrohe und sympathische Omer Avital, der seinen Bass wie eine verehrungswürdige Frau behandelte: mal zart zupfend und immer wieder als Tanzpartner während des Spiels umkreisend.

Einer der Highlights bei diesem an guten Konzerten so reichhaltigen Programms der Stuttgarter Jazzopen 2018, der mit seiner jugendlichen Frische einem Kommentar Hohn sprach, den wir beim Hinweg im Vorübergehen auf dem Schlossplatz bei Jamiroquai aufschnappten: Jazzmusik ist doch eher etwas für die ältere Generation – welch ein Irrtum.

Markus Minberg