Grace Jones bei der jazzopen Stuttgart 2023

Stuttgart, 22.7.2023

Her Name is Jones, Grace Jones

Die schillernde Diva mit den vielen Masken beschließt den zweiten Samstagabend der Jazz Open 2023 mit einem bombastischer Auftritt. „I will beat you up!” kündigt sie irgendwann zu Beginn des Gigs an, und weiß Gott, das tut sie.  

Grace Jones gelingt es, die Bühne mal in ihrer kompletten Ausdehnung zu bespielen. Vor einem gigantisch aufragenden, meterhohen Kleid mit der Künstlerin ganz ganz weit oben spielt sich die Band – klimperklein, ganz in schwarz, supertight – den Allerwertesten ab. Aha, das müssen sie sein, die Slaves to the Rhythm. Opernhaft das Bild, überwältigend der Sound, oft düster die Maskerade der Sängerin, die gefühlt bereits seit Äonen präsent ist: als Model, Schauspielerin, Muse, Provokateurin, Grenzverschieberin. Und eben als gefeierte Sängerin und Performerin wie auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Die Technik hat anfangs ihre liebe Mühe, die Inszenierungen in der Abfolge zeitnah zu präsentieren, was zu irritierenden kurzen Pausen bei komplett dunkler Bühne führt. Macht aber nichts. Jones hat das Publikum under her spell und kommentiert das Geschehen entspannt aus dem Off („that shit is complicated“). Zu Gehör kommen bewährte und äusserst druckvoll dargebotene Kracher aus ihrer langen Karriere. Nightclubbing ist der begeistert aufgenommene Opener, Slave to the Rhythm bietet sie mit konstant um ihre Hüften drehendem Hula-Hoop-Reifen dar, Pull up the Bumper singt sie auf den Schultern eines Guards, der sie dabei einmal entlang der Frontrow trägt. Da wirkt sie dann plötzlich alles andere als unnahbar, was im Publikum sichtbar gut ankommt.

Ohne Frage, dies ist das große Besteck, ein Premium-Act. Die Präsenz des Gesamtkunstwerks Grace Jones ist spektakulär, originär und beeindruckend, und dies schon seit Langem. Die ausgekochten Musiker hinter ihr sind beste Wahl und liefern genau das, was diese Show braucht. Warum das aber alles so höllenlaut sein muss, dass man auch in Nürtingen noch mitwippen kann, weiss allein der Mensch an den Reglern. 

Wolfgang Fricke

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