Die Eugen / Roger Cicero-Story

Eugen Cicero und Roger Cicero
Eugen Cicero und Roger Cicero Foto: LATEMARFILM – Thomas Blaser

Wir wollen in diesem Beitrag ein Vater-Sohn-Gespann vorstellen, das wunderbaren Jazz produziert hat – Eugen und Roger Cicero. Eugen hatte in den sechziger Jahren sehr großen Erfolg mit seinem Piano-Swing-Jazz. Roger sang Swing mit deutschen Texten und war wohl der erfolgreichste Jazz-Sänger in Deutschland während den 2000er Jahren. In diesen Tagen ist ein neuer Dokumentarfilm mit dem Titel „Cicero – Zwei Leben, eine Bühne“ von Regisseur Kai Wessel in den deutschen Kinos zu sehen. Prominente Jazzgrößen wie beispielsweise Till Brönner oder Charly Antolini geben in Interviews Einblicke in ihre musikalische Arbeit mit den beiden Protagonisten. Der Film ist eine wunderbare Hommage an Eugen und Roger. Eine DVD mit dem genannten Film wird im September 2022 veröffentlicht.

Eugen Cicero

Eugen Cicero wurde 1940 in einem abgelegenen Bergdorf nahe dem Ort Klausenburg in den Karpaten (Rumänien) geboren. Er begann im Alter von vier Jahren mit dem Klavierspiel und mit sechs Jahren gab er ein Mozart-Klavierkonzert mit dem Sinfonieorchester von Klausenburg. Später studierte Eugen an der Musikhochschule Bukarest. Im Laufe der Zeit erwarb sich Der Musiker den Ruf der talentierteste Jazzpianist im gesamten Ostblock zu sein. Als sein Sextett 1962 in Ost-Berlin gastierte, setzten sich die Musiker nach West-Berlin ab. Dort fand er sehr schnell Anschluss an die Jazz-Szene in der Bundesrepublik. „Mr. Golden Hands“ war sein Spitzname in der Szene. Er arbeitete mit Errol Garner, den er sehr verehrte, Stan Getz und Josephine Baker. Daneben wurde er beim RIAS Tanzorchester bei Paul Kuhn Pianist. Der Schlagzeuger Charly Antolini vermittelte ihn an die Plattenfirma SABA/ MPS. Im Laufe der Zeit entstanden mehrere hundert Titel, die kommerziell sehr erfolgreich wurden.

Roger Cicero 

Roger Cicero wurde am 6. Juli 1970 in West-Berlin als Sohn von Eugen Cicero und der Tänzerin Lili Cziczeo geboren. Bereits mit vier Jahren wurde er mit Klavierstunden traktiert, die er missmutig absolvierte. Er rebellierte gegen den immensen musikalischen Anspruch seines Vaters. Ein Schlüsselerlebnis, das ihn laut eigener Aussage in Jugendjahren zurück zur Musik brachte, war der Pop-Titel „Alone again“ von Gilbert O’Sullivan. Sein Vater transkribierte den Titel für seine neue musikalische Liebe, die Gitarre. Mit sechzehn Jahren trat er erstmals im Fernsehen mit der RIAS Big Band und diesem Titel auf.

Nach einer Zwischenstation am Hohner-Konservatorium in Trossingen (Schwarzwald) kam Roger als 18-Jähriger mit Peter Herbolzheimer und dem Bundesjazzorchester (BuJazzO) in Kontakt und nahm an einigen Workshops mit den genannten Protagonisten teil. Auf Empfehlung von Peter Herbolzheimer begann er dann ein Studium in Hilversum (Holland) an der Musikhochschule. Er arbeitete dort dann auch mit professionellen Showbands. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er als Sänger und Pianist in Hamburg auf der Reeperbahn im Musikclub „Angies“.

2005 nahm Roger Cicero mit der Band „After Hours“ ein von der Fachwelt positiv beurteiltes Jazz-Album „There I Go“ auf. Der kommerzielle Erfolg hielt sich in Grenzen. Dieser stellte sich etwa 2006 ein. Durch einen glücklichen Zufall lernte er seine Managerin Karin Heinrich und den Promoter Freddie de Wall kennen. Zusammen mit dem erfolgreichen Produzententeam von Annett LouisanFrank Ramond und Matthias Haß – und seinem Freund Lutz Krajenski fanden die genannten Personen eine Erfolgsformel. Deutscher Pop mit Swing-Einschlag und einer zugehörigen Big Band. Das 2006 aufgenommene Album „Männersachen“ mit dem Erfolgstitel „Zieh die Schuh‘ aus“ schoss durch die Decke und wurde zum Chartstürmer.

Mehrere erfolgreiche Alben folgten bis 2015. Unter diesen sind drei besondere Jazz-Alben zu nennen. Das bereits erwähnte Album „There I Go“,  „Cicero sings Sinatra“ und die CD mit dem Titel „The Roger Cicero Jazz Experience“.

Roger Cicero starb am 24. März 2016 an einem Hirninfarkt, eine Krankheit an der auch sein Vater verschied. Eine der großen Hoffnungen für den Jazz-Gesang, der auch eine internationale Karriere hätte erreichen können, war verglüht.

Am Montag, den 27.6.2022 läuft von 18.55 – 20.00 Uhr eine Radiosendung zu der „Eugen/Roger Cicero Story“ bei Radio 700 (Sendereihe Jazz-Cocktail). Autor der Sendung ist Klaus Huckert, Moderator ist Uwe Lorenz. In die Radiosendung ist ein längeres Interview mit Roger langjährigen Bassisten und Freund Hervé Jeanne integriert. Im Musikprogramm sind zwölf Jazztitel von Eugen/Roger Cicero zu hören.

Internet-Radio: www.radio700.eu

Ein Bericht von Klaus Huckert