Aktuell

Judith Goldbach Quartett – Akrobat

Judith Goldbach Quartett - Akrobat
Judith Goldbach Quartett – Akrobat

Sebastian Böhlen – Gitarre
Claus Kiesselbach – Vibraphon
Judith Goldbach – Kontrabass, Kompositionen
Michael Fischer – Percussion/ Schlagzeug

Veröffentlichung 12.12.2025

Klanggemälde

Wir berichteten bereits am 1. Juni 2025 über die Aufnahmen zu Akrobat. Nun kann man das Produkt haptisch in Form einer CD in den Händen halten; besser aber noch in den Slot eines CD-Players schieben. Eines wird dabei umgehend klar: U-Musik und „easy listening“ ist das nicht. Zu viele feine Nuancen und musikalische Wendungen! Dennoch, die Musik strotzt vor Kreativität und ist auch für „nicht jazzaffine Ohren“ ein Erlebnis, auf das es lohnt, sich einzulassen, wenn man Klanggemälde liebt.

Der flotte Samba-Beginn (Bartiktok) ist bestens geeignet, sich langsam in die Reise einzuchecken. Die überraschenden Breaks bremsen nicht, sondern nehmen noch die letzten Passagiere mit, bevor es ins Nachtwandel -Land geht. Eine Allgäu-Nachtwanderung hatte Judith Goldbach zu diesem Stück inspiriert: Kraftvoller Tritt (Bass) und Kuhglocken Simulation (Vibraphon) zu Beginn, gefolgt von gespenstischen Skalen, schließlich geheimnisvolle Gitarren-Licks. Bald wird es eher perkussiv-arabisch (Darbuka) und die Bassistin scheint mit ihrem Kontrabass bereits einen Gipfel anzuvisieren. Auf dem Weg immer wieder umschauendes Innehalten. Ein schönes musikalisches Gemälde!

Mit Chip & Charge geht es träumerisch und entspannt weiter und in den sechs Folgenummern passiert musikalisch so allerhand: Singend-verspielter Bass, meditatives Vibraphon, auflockerndes Bongo-Spiel und eine innovative Gitarre. Letztere bereitet der Bassistin besonders viel Freude. „Sebastian ist ein sehr unkonventioneller, phantasievoller, risikofreudiger und außergewöhnlich kreativer Spieler. Ich will meinen Kollegen sehr viel Freiraum in unserer Gruppe geben. Sebastian kam mir passend vor und sein Spiel inspiriert mich immer wieder neu“ sagt Goldbach und „Der Klang des Vibraphons hat mich schon immer fasziniert“. Das darf durchaus auch als Grund dafür verstanden werden, dass sie auf diese nicht alltägliche Instrumentierung setzt.

Judith Goldbach
Judith Goldbach

Béla Bartók spielt für ihr kompositorisches Wirken eine große Rolle

Der Titel der CD ist ein Anagramm: Akrobat (a Bartok), denn Béla Bartók spielt für ihr kompositorisches Wirken eine große Rolle, aber auch der Einfluss des britischen Jazz-Bassisten Dave Holland. Alle Kompositionen auf diesem Tonträger stammen entweder von der Künstlerin selbst oder ihrem Gitarristen Sebastian Böhlen.

Den Schluss des Albums ziert die Goldbach-Komposition Unendlichkeit. Sie ist ihrem, bei einem tragischen Verkehrsunfall verstorbenem langjährigen Drummer Christian Huber gewidmet. Träumerisch und zart, verdichtend und freilassend, atmet dieses Stück den Hauch der Unendlichkeit und mit einem letzten, nach oben gezogenem Basston schickt sie noch einen Gruß ins Universum.

Die nächste Gelegenheit die Stücke live zu hören bietet sich im Januar in Schönaich bei Böblingen: Das Judith Goldbach Quartett ist am Samstag, 17. Januar um 19 Uhr zusammen mit dem Handglockenchor Glox live im Foyer der Realschule Schönaich zu erleben.

Bernd Epple

jazzreportagen.com: Hochkarätige Besetzung und ein Tonträger, bei dem sich mehrfaches Anhören lohnt, da es immer wieder Neues zu entdecken gibt. Ein gelungenes Gesamtwerk von knapp einer Stunde Länge. Über Judith Goldbachs Homepage kann es ab 12.12.2025 bezogen werden. Vorbestellungen per email an Judith@Judith-Goldbach.de sind natürlich jederzeit möglich.