Aufnahmen zu Judith Goldbachs AKROBAT

Sebastian Böhlen – Gitarre
Claus Kiesselbach – Vibraphon
Judith Goldbach – Kontrabass, Kompositionen
Michael Fischer – Percussion/ Schlagzeug
Die Liebe zur Musik und ein renommiertes Tonstudio
Die Kontrabassistin Judith Goldbach weiß wo sie in besten Händen ist, um ihre Tonträger professionell aufzunehmen. Dabei geht es ihr nicht um hohe Verkaufszahlen, sondern um bestmögliche Präsentation einer Herzensangelegenheit
Sie ist ein Tausendsassa, die auf mehreren Hochzeiten tanzt. Als Profimusikerin ist Bass spielen und unterrichten ihr Broterwerb. Die 43-jährige Saitenzupfvirtuosin liebt die Musik jedoch so sehr, dass sie neben ihrem Muttersein von zwei Grundschulkindern immer noch Zeit findet, Konzerte mit unterschiedlichsten Formationen zu spielen, ihre Musik im Studio aufzunehmen und das neue Format „Jazz in der Zehntscheuer“ (Musikschule Schönaich) künstlerisch zu begleiten.
Am Ende ihres Studiums an der Musikhochschule Mannheim gründete sie 2009 das Judith Goldbach Quartett, neben dem Trio Deuce mit dem Gitarristen Werner Acker und ihrem Mann Andreas Francke (Saxophon) ein Herzensprojekt. Mit dem Quartett hat sie nun im Frühjahr bereits die dritte CD zum Thema Belá Bartók aufgenommen.

Dem „Reisetagebuch“, ihrer Forschungsreise auf den Spuren Bartóks, folgten „Diary of a Fly“ (Bartóks Kompositionen mit eigenen Arrangements) und nun „Akrobat“ mit eigenen Kompositionen, inspiriert durch Bartóks Musik. Die Frage „Warum gerade Bartók?“ beantwortet Goldbach so: „Mir gefallen die archaischen und volkstümlichen Wurzeln besonders gut“. Hier greift sie Volksweisen und Klangwelten des Balkans auf, die sie mit eigenem Stil und Sound innovativ und hörenswert in Szene setzt. Mit dem Schlagzeuger Michael Fischer, dem Gitarristen Sebastian Böhlen und dem Vibraphonisten Klaus Kießelbach setzte sie auf das renommierte Tonstudio Bauer in Ludwigsburg, um die musikalischen Vorstellungen des Quartetts in besten Händen zu wissen.

Bei Bauer in besten Händen
Jazzreportagen durfte Mitte Mai Judith Goldbach und Philipp Heck, dem Mann am Mischpult, über die Schulter schauen, als die Aufnahmen der letzten Bartók-Trilogie ihren Feinschliff bekamen. Ein rund vier Meter breites Mischpult mit unzähligen Reglern und zwei PC-Monitoren sollten es richten; natürlich nur mit dem Mann dahinter, von dem Goldbach sagt: „Er ist ein super Tontechniker und hat ein super Verständnis für Musik. Zudem haben wir in diesem Tonstudio hervorragende Arbeitsbedingungen“. Heck drückt Knöpfchen, schiebt Regler, stoppt ab und wiederholt Takte und musikalische Sequenzen. Goldbach sitzt mit einem Notenblatt neben ihm, liest die nummerierten Takte mit und mischt sich gelegentlich ein.

Was passiert hier genau? Man könnte meinen, es ginge lediglich darum, die Lautstärke der verschiedenen Instrumente in das richtige Verhältnis zueinander zu bringen, Doch weit gefehlt. Die Bassistin klärt auf: „Mischen heißt nicht nur Lautstärke anpassen, sondern auch den Klang teilweise „weicher und wärmer“ zu machen. Knarzer, die zu hart klingen können etwas abgemildert werden und andere akustische „Störgeräusche, die mal vorkommen können, herausgefiltert. Gelegentlich werden auch Teile ausgetauscht. Zum Beispiel wurde die Agogo-Bell im Schlussthema doch wieder rausgenommen und nur im Anfangsthema drin gelassen.“. Von jedem der 10 Stücke wurden drei „Takes“ gemacht, aus denen man sich beim Mischen bedienen konnte. Zwei Tage á circa 9 Stunden mussten dafür investiert werden.

Der Aufwand deckt die Kosten nicht
Und wie macht sich dieser Riesenaufwand vom Komponieren übers Einspielen bis zum Mischen bezahlt? Goldbach schmunzelt: „Finanziell überhaupt nicht. Trotz Förderung der „Initiative Musik“ bleibt es ein Draufzahlgeschäft. 40 Prozent Eigenanteil bleiben immer noch. Das klassische Jazzpublikum oder auch Klassik- und Bartók-Fans gehören zur Zielgruppe, die sich im Laufe der Jahre vielleicht rund 500 CDs zulegen werden“. Diese hochkonzentrierte Arbeit macht sich lediglich in der Weise bezahlt, als dass es der Weiterentwicklung jedes Musikers dient. „Solche Aufnahmen heben uns immer wieder auf eine neue Stufe und die Band wächst noch enger zusammen“, beschreibt sie den Benefit eines solchen Projektes. Um auch finanziell einigermaßen über die Runden zu kommen, setzt man dieses Mal auf ein sogenanntes Crowdfunding, bei dem Musik- und Musikerfreunde ihren Unterstützungsbeitrag zur Aufrechterhaltung guter Musik leisten können.
Bernd Epple
Hier gehts direkt zu Startnext, der Crowdfundig-Plattform für AKROBAT – Die Bartók-Trilogie
Portraits von Judith Goldbach