Count Basie-Story

Klaus Huckerts Jazz Ecke
Klaus Huckerts Jazz Ecke

Die Geschichte des Pianisten, Komponisten und Big Band Leader Count Basie

In unserer Jazz-Ecke wollen wir einen musikalischen Aristokraten von Weltrang – Count Basie – vorstellen. Der Count – zu Deutsch „der Graf“ – war über seinem ihm angehängten Spitznamen „Count“ als Vorname nicht besonders erfreut. Der Musiker bevorzugte, dass er mit Bill oder Base angeredet wurde. Der Pianist, Komponist und Big Band Leader hat meisterhafte Swing-Musik mit Blues-Wurzeln komponiert und gespielt. Parade-Nummern seiner Big Band sind beispielsweise „Jumpin‘ at the Woodside“ oder der „One O’Clock Jump“. Weiterhin ist der „Moten Swing“ auch sehr bekannt. Dieser ist eine Erinnerung an Benny Moten, einem von Basie verehrten Jazz- und Band-Kollegen aus den dreißiger Jahren.

Count Basie – Die frühen Jahre (1924 – 1930)

William „Count“ Basie wurde am 21. August 1904 in Red Bank im Staate New Jersey geboren. Wie Count selbst in seiner Biografie schreibt, war er ein schlechter Schüler, konnte etwas lesen und schreiben und wenig rechnen. Es reichte gerade so zum Grundschul-Abschluss. Interesse zeigte er in der Schule nur für die Musik. Schlagzeug und Klavier waren seine ersten Instrumente. Hausaufgaben für die Schule waren nicht interessant. Lieber trieb sich der Jugendliche in Kinos und Vaudeville-Theatern herum, um Schauspielern und Musiker zuzusehen und zuzuhören. Nach Erfahrungen in Schülerbands ging der junge Mann 1924 nach New York. Man kann seinen Aufenthalt in New York auch als Herumtreiberei und Schnorrerei bezeichnen. Gelegentlich war es ihm möglich, als Ersatzmann in Bands zu spielen. Nach seinen eigenen Erzählungen war Geld Mangelware, er hatte keine Wohnung und keine ordentliche Kleidung. Durch sein freundliches Wesen schaffte es Basie öfters zu einem kostenlosen Essen eingeladen zu werden.  Höhepunkt seiner „Karriere“ war die Bekanntschaft mit Fats Waller, der in einem Kino die Begleitorgel spielte. Von diesem erhielt der Nachwuchsmusiker Unterricht im Orgelspiel einschließlich Kenntnisse in Improvisationsmusik zu Stummfilmen. Bis 1928 spielte er in diversen Bands mit ständig wechselnden Aufenthaltsorten. Dann erhielt Basie ein Angebot bei den „Blue Devils“, einer legendären Jazzband der Frühzeit in Oklahoma City, als Pianist einzusteigen. Mitglieder der Band, die später berühmt wurden, waren Bassist und Band-Leader Walter Page, der Sänger und Blues-Shouter Jimmy Rushing, Saxophonist Lester Young, der Gitarrist/Posaunist Eddie Durham und der Trompeter Hot Lips Page.  1979 kam es zu einem Reunion-Treffen mit allen noch lebenden Mitgliedern der „Blue Devils“. Der Regisseur Bruce Ricker hielt dieses Treffen in dem exzellenten Dokumentarfilm „The Last Of The Blue Devils“ fest.

Count Basie – Der „Graf“ in der Erfolgsspur

Trotz des Erfolges mit den „Blue Devils“ verließ Count Basie nach einigen Monaten diese Band. Der Musiker schreibt in seinen Memoiren den Grund: „Ich hatte Heimweh nach Kansas City“. Dort gab es die Band des Pianisten Benny Moten, die ihn interessierte. Nur war da aber ein Problem. Moten war Pianist, Basie auch. Mit einer Mogelei schmuggelte er sich dann trotzdem in die Moten-Band.  Mit Hilfe von Eddie Durham, der Noten schreiben konnte und Arrangements für die Band fertigte, gelang es Basie als musikalischer Ideengeber für Eddie Durham Benny Moten zu überzeugen. Benny Moten stellte Count Basie als zweiten Klavierspieler und als Arrangeur ein. Ein Ritterschlag für den 25-jährigen Musiker. 1933 geriet diese Band in wirtschaftliche Schwierigkeiten, da Benny gesundheitliche Probleme bekam, die sich auf sein Engagement für die Band auswirkten. In einer Art Palastrevolution wurde in einer Krisensitzung Moten als Leiter abgesetzt und Basie als neuer Leiter inthronisiert. Dieser Nachfolgeband war nur etwa eineinhalb Jahre erfolgreich und löste sich nach und nach auf.

Doch der Count hatte Glück. Der Nachwuchsmanager, Jazz-Kritiker und Veranstalter John Hammond trat in sein Leben.  Anfang der 30er Jahre hatte dieser bereits Fletcher Henderson, Teddy Wilson, Billie Holiday und Benny Goodman zum Erfolg verholfen. Dank der Beziehungen seines neuen Managers zu Radiosendern und Firmen wurde der Count plötzlich amerikaweit ein Star. Die Band konnte Jazz-Stars wie Herschel Evans, Lester Young oder Billie Holiday als Mitglieder gewinnen.  Und noch ein weiterer Ritterschlag ist zu vermelden. Beim legendären Carnegie Hall-Konzert 1938 lud Benny Goodman Count Basie als Mitmusiker ein.   

Count Basie – Auf der Siegerstraße (Die Spät-Jahre 1940 – 1988)

Die 40er Jahre werden für das Count Basie-Orchester sehr erfolgreich. Plattenaufnahmen für das Major-Label Columbia Records überzeugten die Jazzwelt. Alle Kritiker waren sich einig, dass die Qualität dieser Platten hervorragend sei. 1950 muss der Graf aber sein Orchester aus finanziellen Gründen auflösen. Doch Bandleader Billy Eckstine und der Impresario Norman Granz überzeugten Basie zu einem Neuanfang. Konstante in allen Basie-Orchestern war Gitarrist Freddie Green. Neumitglieder waren der Saxophonist Eddie Lockjaw Davis und der Blues-Sänger Joe Williams

Ein Meilenstein in der Karriere stellte 1961 ein einmaliges Treffen der Orchester von Count Basie und Duke Ellington im Studio. Dort wurde die Platte „Battle Royal“ aufgenommen.  Swing-/Bluestitel und Balladen zeugen von einer Genialität, die ihresgleichen sucht. Leider war die Aufnahme-Session eine einmalige Zusammenarbeit beider Jazz-Giganten mit ihren Orchestern.

Einer der besten Live-Auftritte fand 1979 in Montreux statt, der auch filmisch bewundert werden kann. Die Count-Basie-Big Band traf auf die Königin des Swings und Scat-Gesang Ella Fitzgerald. Musikalisch wurde das Treffen unter dem Namen „Ella & Basie The Perfect Match“ (dt. „Die perfekte Übereinstimmung“) durch Norman Granz vermarktet. 

1976 endet die Erfolgsspur mit einem Knick. Der Big Band-Leader erlitt einen Herzinfarkt. Doch der rastlose Musiker machte fast ungebremst weiter bis 1984. Am 26. April 1984 starb Count Basie.

Bedeutung von Count Basie für den Jazz

Es bleibt die Frage noch offen, welchen Beitrag Count Basie im Jazz geleistet hat. Der Musiker war neben Duke Ellington und Benny Goodman der wohl bekannteste Big Band Leader der Swing-Ära. Basie ist mithilfe von Riffs die Synthese von Jazz und Blues gelungen. Durch die Integration von Bluessängern wie Jimmy Rushing oder Joe Williams wurde eine wunderbare Stimmung in seinen Konzerten erzeugt. Der Erfolg des Kansas City- Jazz ist ohne den Grafen nicht denkbar.  Der Jazz von Count Basie in den 30- und 40er Jahren klang immer wie eine Huldigung der afroamerikanischen Kultur. In der Zeitschrift Downbeat klingt eine Huldigung so: „Er saß am Klavier, lächelte bescheiden, schlug hin und wiederganz beiläufig eine Note an, so dass ein Fremder durchaus hätte fragen können, was der Klavierspieler eigentlich da oben machte.  Aber er war der Chef einer Band voller brillanter, individueller Solisten, die mit einmaligem Swing und unnachahmlicher Verve zusammenspielten, vereint in einem Rhythmus, der für sie anscheinend das Selbstverständlichste auf der Welt war“.

Quellen:

Literatur
Count Basie/Albert Murray: Good Morning Blues – The Autobiography of Count Basie.  University of Minnesota Press 2016
Rainer Nolden: Count Basie – sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten. Oreos Verlag 1990

DVDs
Ella & Basie – Norman Granz Jazz in Montreux. Presents – Ella & Basie The Perfect Match ’79
The Last of the Blue Devils, Rhapsody Films, Regie Bruce Ricker, 1979

CDs Vgl. folgenden Link
https://de.wikipedia.org/wiki/Count_Basie, Punkt Diskographische Hinweise

Klaus Huckert