Äl Jawala in der Alten TÜV-Halle Böblingen

Steffi Schimmer – Altsaxophon, Gesang
Krischan Lukanow – Tenorsaxophon
Markus Schumacher – Keyboard, Schlagzeug, Percussion
Daniel Pellegrini – Schlagzeug, Percussion, Keyboard, Didgeridoo
Böblingen, 14.08.2025
Hüpfende Saxofone und satte Beats
Schwitzende und glückliche Besucher bei der 29. Veranstaltung der Böblinger Sommer am See – Reihe. Äl Jawala sorgt mit heißer Musik für regelmäßige Aufgüsse in der TÜV Hallen-Sauna.
Bereits vor ein paar Jahren war die Balkan-/Arabic-/ Dance Beat – Formation auf dem Parkdeck vor der Kongresshalle zu erleben. Die Dance Party hatte offensichtlich Spuren hinterlassen, sodass einige Besucher von damals am Donnerstagabend zur Alten TÜV Halle pilgerten um sich erneut von satten Rhythmen tragen und bewegen zu lassen. Seit 25 Jahren unterwegs will die Freiburger Band mit ihrem „Resist!Dance!“ Programm nochmal so richtig Gas geben, bevor sie sich 2026 nach noch 12 verbleibenden Konzerten in ein kreatives Sabbat-Jahr zurückziehen wird. Äl Jawala (arabisch: die Reisenden) sei es gegönnt, haben sich die vier Musiker bis zu ihrer diesjährigen „silbernen Hochzeit“ doch auf unzähligen Konzerten und Festivals verausgabt.

Wenngleich auch aufgrund der tropischen Temperaturen lediglich rund 80 Besucher zur Party beim Sommer am See eintrafen, hatten diese zu hundert Prozent ihren Spaß! Bewusst war diese Veranstaltung nicht bestuhlt, denn bereits bei der ersten Nummer des Abends, dem „Toulouse Groove“ kam Bewegung ins Publikum. Die wenigen Stehtische dienten eher zum Getränke abstellen, als hätte sich jemand, der Musik lauschend, dorthin begeben. Das musikalische Fitnessprogramm beginnt mit Keyboard, Darbuka und Djembe (arabische und westafrikanische Trommeln), von Markus Schumacher meisterhaft gespielt. Bald danach das Markenzeichen dieser Band: Zwei Saxofone, die sich gegenseitig die Bälle zuspielen. Steffi Schimmer (Altsaxofon/Gesang) und Krischan Lukanow (Tenorsaxofon) erweisen sich im Verlauf des Abends nicht nur als gutgelaunte Spielkameraden, sondern beherrschen ihr Instrument exzellent! Bei „Electric“ fragen sich wohl manche Besucher woher Lukanow bei einem Solo wohl den langen Atem hernimmt? Die Antwort lautet: „Permanent Breathing“, eine Technik, die nur wenige Saxofonisten beherrschen. Während die Luft bei der Tonerzeugung in das Mundstück hineinfließt wird gleichzeitig durch die Nase eingeatmet.

Haarscharfe Rhythmen und Multiinstrumentalisten
Darüber hinaus hat die Formation vor allem eines zu bieten: haarscharfe Rhythmen und Multiinstrumentalisten. So wechseln die Akteure an Keyboards, Percussion und Drumset und „Haupt“-Schlagzeuger Daniel Pellegrini wechselt bei „Step Into Jungle“ zum australischen Didgeridoo, das er so rhythmisch intoniert, wie er sich auch schon mit seinen satten Schlagzeugbeats präsentierte. In der Verschnaufpause nach dem ersten Set strahlt Besucherin Kerstin Kiefer aus Stuttgart. „Ich bin gerade aus einem Balkanurlaub zurück und fühle mich fast schon wieder zurückgebeamt. Bei Hitze Bier und Saxofon fehlen eigentlich nur noch der Geruch von Cevapcici und Zigarettenrauch“, schmunzelt sie. „Im Ernst, die sind einfach saugut, verbreiten gute Laune und sind abwechslungsreich“.

Apropos Abwechslung; da setzt Äl Jawala in Runde Zwei noch eins drauf. Lukanow macht vor wie sich die Besucher bei „Dervish“ zu bewegen hätten; nämlich sich rasant um die eigene Achse drehend. Das Bild das sich zeigt sind viele lachende Gesichter und ein, mit Grawlingtechnik spielender, Saxofonist dem trotz wilder Drehung die Puste nicht auszugehen scheint. Gegen Ende der Party bewegt sich die ganze Band noch spielend ins Publikum („Blast Your Ghetto“), setzt sich schließlich auf den Boden und lässt sich gebührend feiern, bevor sie schließlich abtritt. Der vehement geforderten Zugabe wird gerne stattgegeben und mehr noch: „Wir wollen die Zeit bis 21:59 Uhr nutzen“, verspricht Steffi Schimmer, bevor nach drei Zugaben die Uhrzeiger bereits die Zehn überschritten haben. Schweißnass kaputt getanzt will dann auch niemand mehr die „Reisenden“ aufhalten. Lediglich am Merchandising-Stand erfolgt noch eine Zugabe in Form von CD- und T-Shirt-Verkäufen und lockeren Unterhaltungen zwischen Bandmitgliedern und Besuchern
Bernd Epple
