Konzerte

Greg Osby Hammond Trio im Club Voltaire 2025

Greg Osby (sax)
Arno Krijger (hammond)
Florian Arbenz (dr)

Tübingen, 14.5.2025

Glücksgriff des Tübinger Jazzclubs

Dieses Trio ist eine Allstar – Band in der zusätzlich zu den drei Mitspielern einer Queen ein herausragender Platz zuzukommen scheint. Namensgeber des Trios ist der Saxofonist Greg Osby aus St. Louis, Blue Note – Künstler, der seit vielen Jahren auch in anderen Formationen mit dem Basler Schlagzeuger Florian Arbenz zusammenspielt. Arbenz ist auch derjenige, der dieses aktuelle Trio – Projekt, in seiner ‘Conversation’– Reihe auf die Schiene gesetzt hat. Hammondspieler Arne Krijger aus den Niederlanden ist mit einer gewichtigen B3 samt allerlei Zusatzgeräten unterwegs. Und die hält Hof. Raumgreifend steht sie vor dem Konzert auf der Bühne, zieht magisch alle die Blicke auf sich. Die Hammond B3, eine Queen der Instrumente, ein Titel der eigentlich ihrer großen Schwester, ihrer Majestät der Kirchenorgel zugeschrieben ist, hier aber in Ordnung geht.

Sie ist ein Tier – er kann es bändigen

Drei unterschiedliche Persönlichkeiten treffen sich in diesem ‘Conversation #9‘ – Projekt – Teil einer sorgfältig und aufwändig produzierte insgesamt 12 – teilige Reihe von Schlagzeuger Florian Arbenz. Der ist einer der versiertesten, vielseitigsten und ideenreichsten eidgenössischen Schlagwerker, ist europaweit gefragt und ist jemand, der unterschiedlichste Charaktere zusammenbringt. „Sie ist ein Tier…“ lächelt er im Club Voltaire mit Blick auf die Orgel, und stellt Arno Krijger aus den Niederlanden vor…“ aber der kann es bändigen!“ Und der – Arno Krijger – setzt sich – am linken Fuß strümpfig – an die Manuale, Register und Pedale. 

Der dritte im Bunde, man in black, links auf der Bühne, silbern und funkelnd blitzt das Saxofon. Greg Osby, viele Jahre bei Blue Note unter Vertrag, hat u.a. mit Herbie Hancock oder Jack de Johnette zusammenspielt. Zusammen kreieren sie eine gemeinsame Musik, getreu dem Titel des Conversation – Motto. Da treffen Altsaxofon – Läufe auf fein gesponnene Rhythmusgeflechte eines höchst innovativen Schlagzeuger aus dem Dreiländereck, das Ganze eingebettet in sich ständig mäandernde verändernde Klanglandschaften. Geschaffen von einer meisterhaft gespielten Orgel, die manchmal fast beruhigend blubbert, im nächsten Moment dann messerscharf schneidend faucht oder in gemeinsame soulige und swingende Grooves mündet. Faszinierend das Spiel von Arno Krijger, der mit seinem linken Sockenfuß über die hölzernen Basspedale tänzelt und virtuos über Tasten, Manuale und Register gleitet.

 Truth, Old Shaman & Freedom Jazz Dance

Ausgedehnte Improvisationen, lange manchmal Suiten artige Kompositionen entwickeln sich, vor allem zu hören ist eine unverwechselbare eigene Handschrift. Amerikanischer Jazz trifft auf Rhythmen, die aus Afrika, Südamerika oder der Schweiz sein könnten. Da spielt ein Niederländer auf einer soulseligen Hammond, als hätte er diesen Traum von Instrument erfunden. Abwechselnde, sich steigernde Soli von Saxofon und Orgel, Beschleunigung und Verzögerung, perlende Dialoge, manchmal eckig – kantig – funkige Stakkato Passagen, dann wieder butterweiches Dahinschmelzen in einer Ballade. Diese Band schafft schimmernde Soundgemälde wie in ‘Old Shaman’, die in unbekannte und geheimnisvolle Klangwelten locken oder die in ‘Truth’, im nächsten Song, funkig und straight vorwärtstreibt. Das Programm ist eine Mischung aus eigenen Kompositionen und Jazz – Standards und Klassikern. Es ist aber vor allem die Musik dieser drei Musiker, ihre Klangbilder und Hörreisen.

Conversation’ steht nicht nur über diesem aktuellen Trioprojekt. Florian Arbenz hat in den vergangenen Jahren eine insgesamt 12 – teilige Reihe von Bandprojekten und Produktionen realisiert, die alle unter diesem Titel Conversation der Lust und Freude an gemeinschaftlichen, unterschiedlichen, an neuen und überraschenden musikalischen Exkursionen gewidmet sind. Eine lohnende und sorgfältig edierte CD – Box ist dabei entstanden, mit manchmal bekannten Zutaten aber völlig neue Melangen hat Florian Arbenz damit eine Wunderkiste geöffnet. 

Der restlos ausverkaufte Club Voltaire war tief beeindruckt, an diesem Maitag. War mitgerissen, fasziniert von diesem Trio. Ein Klassiker in neuem und verblüffendem Gewand, ‚Freedom Jazz Dance‘ von Eddie Harris, als Zugabe, versetzt mit der rotierende Leslie Box die Hammond noch mal in Schwebezustand, erklomm irre Höhen mit dem Silbersax und lässt uns mit Florian Arbenz als Steuermann dann doch aus dieser Schwerelosigkeit wieder landen.

Tom Hagenauer

Portraits von Greg Osby

Portraits von Florian Arbenz