Gastbeitrag

Brekky Boy im Stuttgarter Jazzclub BIX 2025

Brekky Boy im Stuttgarter Jazzclub BIX 2025
Brekky Boy im Stuttgarter Jazzclub BIX 2025

Tayler Davis (keys)
Ryan Hurst (b)
Liam Hogan (dr)

Stuttgart, 10.09.2025

Surfing im Jazzclub auf einer Electronic-Jazz-Rock-Welle

Spiritualtät, Powerhouse-Jazz-Rock und eine kräftige Prise australischer Humor, diese etwas seltsam anmutende  Mischung miteinander zu verbinden, ist kein Problem für die australischen Brekky Boys. Nachdem sie den Traum vom surfen in der World League aufgegeben hatten, beschlossen die drei Australier sich der Musik zu widmen. Sie entwickelten einen originellen Sound, der neue Maßstäbe setzt und live mit viel Humor auf diversen Jazzfestivals erfolgreich präsentiert wurde. 2019 machte sich das Trio beim Jazz Festival in Montreux einen Namen, als für die Montreux Talents Awards ausgewählt wurde. In diesem Jahr tourten die Drei bereits durch Europa unter anderem waren sie auf der jazzahead! In Bremen zu Gast.

Brekky Boy im Stuttgarter Jazzclub BIX 2025
Brekky Boy Tayler Davis

Nicht nur der Sound ist innovativ, auch die Bekleidung hat was

Als die drei Musiker auf der Bühne im gut gefüllten BIX erscheinen, kann sich so manch einer der Zuschauer ein Lächeln nicht verkneifen, denn die Klamotten sind durchaus strandtauglich. Schon in den ersten Minuten wird klar, dass hier mit Unerwartetem zu rechnen ist, einem Sound mit Leichtigkeit und Improvisationskunst. Der kreative Kopf des Trios ist Tayler Davis an den Keys. Er schafft mit seinem raffinierten und experimentierfreudigen Klavier- und Synthesizerspiel einen atmosphärisch dichten Sound mit jazzigen Passagen, die mit rockigen hart gespielten Elementen erst konkurrieren um später mit ihnen zu verschmelzen. Die Musik strahlt Leichtigkeit und Unbeschwertheit aus, die  von einem unbändigen impulsiven und beständigem Ideenfluss gespeist wird.

Brekky Boy im Stuttgarter Jazzclub BIX 2025
Brekky Boy Ryan Hurst

Ein neues Universum der Klangästhetik

Es ist viel Platz auf der Bühne und Ryan Hurst der in der Mitte „thront“, schafft mit seinem Bassspiel immer wieder neue und ideenreiche Rhythmusstrukturen, die die Basis für diesen kraftvollen Sound des Trios bilden. Auch die seltenen und ruhigen musikalischen Momente übernimmt Hurst indem er das gesamte Klangregister seines Instrumentes ausschöpft und sich so ein ganz eigenes Universum erschafft. Sein Spiel wirkt in vielen Momenten geerdet, und wechselt dann Sekunden später in futuristisch anmutenden Klänge, die das Zusammenspiel der Gruppe auf ein beeindruckendes Niveau anheben.

Liam Hogan am Drumset fügt dem Ganzen die nötige Dynamik hinzu. Unvorhersehbare Taktwechsel mit enormer Präzision gespielt und eine humoristische Flexibilität verleihen den Stücken eine ganz besondere Intensität. Hogan und Davies sind auch zuständig für die humoristischen Einlagen, zwischen und während den Stücken, während Bassist Hurst meist süffisant grinsend das Ganze begleitet. Die drei Australier zeigen mit ihrer unkonventionellen Herangehensweise, dass sie momentan zu den interessantesten Jazzacts der Gegenwart gehören.

Brekky Boy im Stuttgarter Jazzclub BIX 2025
Brekky Boy Liam Hogan

Neuinterpretationen und abstrakte Leidenschaft

Was die Brekky Boys auch noch besonders macht ist die Art und Weise wie sie totgeglaubte Klassiker wie „Wonderwall“ von Oasis oder „Weird Fishes“ von Radiohead regelrecht auseinandernehmen, dann wieder mit  neuer Essenz anfüllen und in ein völlig neu konstruiertes musikalisches Gebilde verwandeln. Wie diese vertrauten Melodien abseits aller Klischees in einem neuen Gewand erscheinen ist schon bewundernswert und spiegelt das immense Kreativpotential der Australier wieder. Die innovative Herangehensweise und der Mut zum Abstrakten kann das offene Jazz-Publikum durchaus beglücken und bietet einen spannenden Ausblick in die Zukunft der Jazzmusik. Assoziationen auf die wilde Sturm- und Drangzeit des Jazzrocks der 70ziger Jahren sind nicht so weit hergeholt  und es zeigt, dass ein von Piano, Drums und Bass generierter Powersound durchaus noch Zukunft hat und beim Publikum erfolgreich sein kann.

Text und Fotos: Harald Kümmel

.