Friends for Büdi – Theaterhaus Stuttgart 2025

Andi Maile (Sax)
Basem Darwisch (Oud)
Bernd Konrad (Sax)
Dorle Ferber (Voice)
Frank Kuruc (Gitarre)
Fried Dähn (Cello)
Joe Koinzer (Percussion)
Karoline Höfler (Kontrabass)
Martin Schrack (Piano)
Matthias Frei (Piano)
Michael Kersting (Drums)
Michael Lücker (Gitarre)
Paul Schwarz (Piano)
Ralf Illenberger (Gitarre)
Ramesh Shotam (Percussion)
Stefan Charisius (Kora)
Uli Gutscher (Posaune)
Werner Acker (Gitarre)
Stuttgart, 18.5.2025
Friends for Büdi – in concert for Büdi
Gute Freunde helfen sich in der Not – so geschehen am 18. Mai im Theaterhaus Stuttgart. Der schwer erkrankte Musiker Büdi Siebert muss hohe Hürden überwinden, um zurück ins Leben zu kommen. Leider hat er versäumt, eine entsprechende finanzielle Gesundheits-Vorsorge zu treffen

19 renommierte Jazzer aus BW war es nicht egal, was der 72-jährige Allrounder in diesen Tagen erleiden muss. Sie haben sich entschlossen, mit einem Benefizkonzert zu helfen. Allen voran der Initiator Bernd Konrad, einst Büdis Förderer in Sachen Saxophon an der Stuttgarter Musikhochschule. Er ließ es sich nicht nehmen, etliche Cracks der Landesjazzszene zu motivieren, an diesem denkwürdigen Abend ihre musikalischen Trümpfe auszuspielen und auf eine Gage zu verzichten – zugunsten des erkrankten Multiinstrumentalisten. Derzeit ist dieser auf einen Rollstuhl angewiesen und so immobil, dass er an der Veranstaltung selbst nicht teilnehmen konnte.

Ein breit aufgestellter Musiker
Der Woodwind- und Marimbamann, lange an Andreas Vollenweiders Seite, zeichnete sich durch seine Neugierde an der Musik verschiedener Kulturen aus, die er durch sein virtuoses Spiel in Szene setzte. Er spielt Querflöte, Saxophon, Klarinette, Bambusflöte, Marimba, Guzheng, Percussion, Gitarre und Keys. In einem Portrait des SWR-Fernsehens wird er als einer der vielseitigsten Musiker Deutschlands bezeichnet. Mehr als 60 Film- und Theatermusiken komponierte er, produzierte 10 eigene CDs und ist auf zahlreichen anderen zu hören. Er erntete Preise der deutschen Schallplattenkritik und war 2000 am deutschen Kurzfilmpreis beteiligt. Der klassisch ausgebildete Flötist kam in Berührung mit Jazz, Rock, Folk, Punk, Avantgarde, Neue Deutsche Welle, Chansons, New Age und Musik der Völker der Welt. Konzerttourneen in Europa, USA und Afrika führten ihn auch in die Carnegie Hall, New York und die Universal Studios in Los Angeles. Als einer der ersten World Musiker in Deutschland begann er Instrumente aus aller Welt zu sammeln und zu spielen.

Großer Besucherandrang – unterschiedlichste Formationen und ein Groß-Ensemble
Das Interesse an der Veranstaltung war so gewaltig, dass man vom T2-Saal kurzfristig in den größeren T1 wechseln musste, um alle Besucher unterzukriegen. Konrad begann mit einer Altsaxophon-Impro, bevor er alle Musiker vorstellte. Büdi sei nahezu bewegungsunfähig, ließ er wissen und fügte an: „Wir sind einfach für dich da!“. Alle Freunde, mit Ausnahme des kurzfristig erkrankten Eckhard Stromer (Drums), erschienen auf der Bühne, bevor sie in verschiedenen Formationen zur Tat schritten. Den Anfang machte das Trio Koinzer/Dähn/Kerting, wobei der improvisationsfreudige Dähn, den Schalk im Nacken, mit seinem Bogen alles bespielte was ihm in die Quere kam. Höfler/Ferber/Koinzer punktete mit stimmgewaltig-archaischen Lautmalereien; in allen Lagen zuhause begleitete Ferber sich selbst mit Violine – auch nicht alltäglich! Schrack/Kerting/Höfler servierte dann eine typische Trio-Jazznummer, pianistisch im Mc Coy Tyner-Stil, und garniert mit einem schönen Basssolo.

Das Duo Illenberger/Kuruc kam mit akustischen Gitarren mit Open Tunings, ganz so, wie man es vom frühen Illenberger kannte. Koinzer/Schwarz/Kuruc/Konrad kreierten Klangkollagen mit wilder Intensität bevor es in die Pause ging. Danach gab es bei Shotam/Koinzer/Kersting indische Trommelsprache auf die Ohren und natürlich auch sonstige Anklänge an Indien. Schrack/Kuruc/Höfler/Kersting und Maile hießen die danach folgenden Heroen. Letzterer, Stamm-Tenorsaxophonist der SWR-Bigband, ließ mit sattem, kraftvollem Ton aufhorchen. Das Duo Acker/Gutscher hatte einen Harmonie-Streichler parat. Gutscher ließ in einer Ballade seine Posaune erzählen: WahWah-Sounds, Grunzer, Schreie und Gegacker mit großem Unterhaltungswert! Die darauffolgende Funky-Nummer machte Acker so viel Spaß, dass er nach dem Konzert schmunzelnd konstatierte: „Ich hätte noch stundenlang weiterspielen können!“.

Ohne Büdi hätte ich vieles nicht erlebt
Orientalische Stimmung mit Frey/Lücker/Shotam/Darwish/Charisius. „Ohne Büdi hätte ich vieles nicht erlebt. Durch ihn fand ich Zugang zur Jazzmusik“, merkte Darwish an. „Alles Gute kommt zurück“, ist er überzeugt, was die Unterstützung für den alten Spielkameraden Büdi anbelangt. Dann schließlich das Grande Finale. „Wir wissen nicht was auf uns zukommt“, leitete Konrad ein – „Wir haben uns heute zum ersten Mal getroffen“. Im Stile eines Drumcircle-Facilitators gab der Professor dem 17-köpfigen Ensemble Zeichen für den dynamischen Verlauf, pickte Instrumentengruppen heraus und bezog auch noch die Besucher in eine kollektive Improvisation mit ein. Ein Klangbad für alle und runder Abschluss für diese Idee, einen Freund und Musikerkollegen zu unterstützen.

Das hat so viel Spaß gemacht, dass eine Zugabe unumgänglich war. Alles Gute Büdi!
Bernd Epple
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